Um 6:30 wurden wir geweckt. Es war schon zu sehen, dass wir ein herrliches Wetter bekommen sollten. Außer einigen hohen Federwolken war der Himmel blau. In der Zwschenzeit war für uns ein Frühstücksbuffet wie im Hotel schon zum Standard einer Jugendherberge geworden, so dass wir es zwar gerne nutzten, aber nicht mehr besonders erwähnten. Um 8:35 starten wir und kamen genau 70 Meter weit bis zum EDEKA-Laden. Wir hatten nämlich feststellen müssen, dass alle 4 Schmierstoffbehälter, sprich Flachmänner, leer waren. Da wir auch Schokolade und sonstige Kleinigkeiten brauchten, war dies der willkommene Anlass, die Schmierstoffbehälter wieder einsatztauglich zu machen.
Nach dem dies gelungen war, machten wir uns durch den Wald Richtung Ostseebad Binz auf. Dabei folgte unser Weg dem Schienenstrang des "Rasenden Roland", einer Schmalspurbahn, die heute noch mit Dampfloks fährt und einen regelmäßigen Fahrplan einhält. An einem unbeschrankten Bahnübergang mitten im Wald sahen wir ihn erstmals aus der Nähe, nachdem wir den Zug schon vom Fenster unserer Jugendherberge aus Beobachtete hatten.
Bis Binz blieben wir auf unserem Weg weitegehend im Wald und hatten hin und wieder eine kleine Steigung zu nehmen. An der Standpromenade dann kamen wir mit einem Rettungsschwimmer des DLRG ins Gespräch, wobei sich herausstellte, dass diese einen Teil seines Jahresurlaubs in seine Heimat als Rettungsschwimmer verbrachte, ansonsten aber bei Bosch in Waiblingen arbeitet. So klein ist doch die Welt. Nichtwahr?
Durch das Gespräch aufgehalten und auch durch das schöne Wetter verweiten wir etwas länger als geplant, doch waren wir gut in der Zeit und mussten daher keinen Stress verursachen.
Als wir endlich weiterfuhren, erlebten wir für uns Voralpenländler eine Überraschung. Mitten auf der flachen Ostseeinsel Rügen gab es einen "Berg" mit 18 % Steigung. Was noch erstaunlicher war, es war kein Hügel der auf einer Strecke von 50 Metern diese Steigung aufwies nein, der Anstieg war über 300 Meter so steil. Alle schafften den Anstieg, wenngleich im einen oder anderen Fall kurz abgestiegen werden musste weil das Rad unter dem Fahrer weggekippt war.
Zwischen Binz und Sassnitz, dem Fährhafen nach Schweden, besuchen wir das KDF-Bad Prora eine Hotel-anlage aus den Jahren 1938 / 39 die in ihrem Endausbau 20 000 Betten haben sollte. Im Jahr 1939 wurde die Anlage in Betrieb genommen und bot für etwas mehr als 10 000 Personen Platz.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der nördliche Teil der Anlage zerstört, der südliche Teil diente später der NVA als Kaserne. Heute sind dort mehrere Museen, eine Künstlerkolonie, ein Antiquariat für Schulbücher und sonstige Antiquitäten aus der DDR-Zeit und eine Große Diskothek im einstigen Speisesaal (Platz für schätzungsweise 3000 Gäste gleichzeitig) untergebracht. Da die meisten Gebäude noch den Tarnanstrich der Kriegszeit tragen bietet die Anlage einen eher trostlosen Anblick.
12:52 trafen wir in Glowe in der Gaststätte "Schaabe" ein, ein Restaurant, das Frank aus seinem letzten Sommerurlaub hier kannte und das für seine Fischgerichte bekannt ist. Während des Essens wurde noch über die restlichengut 15 km bis zum nördlichsten Punkt unserer Tour, dem Kap Arkona gesprochen, bevor wir um 1425 Uhr dorthin weiter fuhren. Etwa die Hälfte des Weges lief parallel zur Straße durch einen Kiefernwald, sodass die Sonne, die jetzt doch brannte, nicht wirklich störte.
In Julisusruh gab's ein kleines Missverständnis und so kam es, dass wir zunächst fast bis Breege, unserem abendliche Ziel fuhren bevor wir bemerkten, dass wir etwas zu weit westlich gekommen waren. Nachdem wir Juliusruh wieder erreicht hatten, ging es weiter immer an der See entlang bis zum Museumsort Vitt, einem alten Heringsfängerdorf mit Fischräuchereien etwa 1,5 km vom Kap Arkona entfernt. Nach einer kurzen Rast um die dortige sechseckige Kirche zu besichtigen, in der es in früheren Zeiten möglich war von der Kanzel aus das Meer zu beobachten um den Gottesdienst unterbrechen zu können falls die Heringsschwärme kamen, fuhren wir zunächst zum gläsernen der drei Leuchttürme am Kap. In seiner Kuppel hat ein Goldschmied sein Atelier, dem wir eine Zeitlang bei der Arbeit zuschauten, bevor Frank uns ins Gästebuch eintrug und unser Logo hinterließ. Nun waren wir also am nördlichsten Punkt unserer Radtour angekommen. Es war Mittwoch, der 2. Juni 2004 genau um 16:00 als das "Zielfoto" entstand. Vielen Dank auch dem unbekannten Fotografen, der uns mit Keules Foto aufnahm.
Nachdem wir telefonisch die daheimgebliebene von unserer Ankunft in Kap Arkona unterrichte hatten, ging unsere Fahrt auf dem selben Weg zurück nach Breege, wo wir nun nach den Kapitänshäusern suchen mussten. Wir fanden sie direkt am Hafen und durften feststellen, dass der hohe Übernachtungspreis, den man uns abverlangt hatte durchaus gerechtfertigt war. Es gab ein kleines Hallenbad, Sauna und vieles mehr. Die angrenzende Gaststätte bot Fischgerichte aus der Gegend und zum Tagesabschluss machten wir in der Dämmerung noch einen kleinen Molespaziergang, wobei über die Gültigkeit des Bodenseeschifferpatents nachgedacht wurde, da hier Kajütbote zum vermieten bereitlagen und ein ordentlicher Wind zum Segeln herrschte. Wer weiß, wann hier mal eine Ostsee-Segelpartie stattfinden wird?
Tagesstatistik: | Tagesstrecke | 75 km | Gesamtstrecke | 1263 km | ||
zurück... | Geschw. Ø | 15,4 km/h | Temp. min. | 14 °C | Steigung Ø | 6 % |
von Breege nach Gustow | Höhe ges. | 250 m | Temp. max. | 25 °C | Steigung max. | 18 % |