Um 5:90 war Wecken angesagt (Joke 6:30 !). Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück, das dem in Bellin in nichts nachstand, starteten wir bei sonnig warmem Wetter mit wenig Wind und nur vereinzelten Wolken unsere letzte Teilstrecke auf dem Festland.
Ziel der heutigen Etappe war das Ostseebad Sellin auf Rügen. Zunächst durchquerten wir die Hansestadt Greifswald und kamen am historischen Hafenbecken vorbei. Dann ging's über recht ebenes Land auf dem Ostseeküstenweg über Neuenkirchen, Mesekenhagen und Reinberg nach Stahlbrode. Auf diesem Abschnitt machten wir erstmals richtig Bekanntschaft mit Kopfsteinpflaster in Mecklenburg-Vorpommern. Man hatte die alte gepflasterte Allee kurzerhand zum Radweg gemacht, nachdem die neue Bundesstraße fertig war. Für uns bedeutete es, dass wir 8 km geradeaus durch eine Allee gerüttelt wurden.
Als wir Reinberg erreichten, stelle MARKUS fest, dass an seinem Gepäckträger eine Schraube fehlte. Zum Glück fanden wir eine KFZ-Werkstatt und einen freundlichen Mechaniker, der uns die passende Schraube schenkte. Pünktlich um 10:00 kamen wir an der Fähre an, die gerade Anstalt machte abzulegen. Also, in die Pedale getreten, damit es noch reicht. Und, es reichte. Doch wie schade, wir hatten keine Karten und diese waren auch nicht auf der Fähre, sondern nur im Fährhaus ca. 150 m entfernt zu haben. Daher wurde der Kassier makus losgeschickt, damit er welche besorge. Kaum dass dieser sich auf den Weg gemacht hatte, legte die Fähre ohne uns ab.
Dies war in mehrfacher Hinsicht ärgerlich, denn nun mussten wir gut 20 Minuten auf die nächste Fähre warten und dabei den doch unangenehm starken Wind aus Osten ertragen. Dies wiederum schmeckte uns überhaupt nicht, weil Sellin an der Süd-Ost-Spitze von Rügen liegt und die Fähre uns an der Süd-Seite der Insel absetzen würde. Somit würden wir auf den restlichen 40 km heftigen Gegenwind ertragen müssen. Nach einer Überfahrt von rund 12 Minuten kamen wir bei der Losentitz auf Rügen an. Es war weiterhin windig, sodass wir trotz des Sonnenscheins zunächst mit den Regenjacken fahren mussten, um einen gewissen Windschutz zu haben. Entlang des Strandweges kamen wir nach Zudar und Groß Schoritz, wobei wir streckenweise im tiefen Sand stecken blieben. Besonders Keule hatte hier mit seinen feinstolligen Reifen größte Probleme und musste mehrfach absteigen, weil der Reifen sich nicht weiter drehen wollte.
Wir anderen hatten es mit unseren großstolligen Reifen besser und so kam es, dass wir die Zeit, in der sich Keule wieder aus den Sandlöchern befreien musste, dazu nutzten um den Kite-Surferen zuzuschauen.
Um 12:30 trafen wir in Neukamp am Hafen ein. Das einzige Restaurant dort, war in einer Art Turnhalle untergebracht und machte zunächst keinen besonderen Eindruck. Eigenartig war die Speisekarte, die in einem stählernen Aufbautenteil eines Schiffes untergebracht war und sehr nobel und teuer aussah. Bei genauerem Studium der Karte stellten wir aber fest, dass ganz normale Preise verlangt wurden und dass die Gaststätte sich "Nautilus" nannte wie das U-Boot von Kapitän Nemo aus Jules Vernes Roman. Nun, da es Zeit zum Mittagessen war und wir auch Hunger hatten, wagten wir uns hinein und waren mit einem Mal "20 000 Meter unter dem Meer".
Wie es sich für ein richtiges U-Boot gehörte, gab es jede Menge an Fisch auf der Speisekarte und zu unserer Freude, waren die Portionen auch noch richtig in der Größe, sodass unser Hunger gestillt werden konnte. Da wir nicht unter Zeitdruck standen genehmigten wir uns nach dem Essen noch einen Kaffe und setzten unsere Fahrt um 13:34 fort.
Auf unserem Weg von Lauterbach nach Gross Stresow kamen wir im Wald an Ziegenstein oder Siegenstein vorbei. Dies war eine alte slawische Grabstätte, die mit großen Steinen gekennzeichnet war. Einige der Steine zeigten Spuren von Spaltungsversuchen, die wohl im Mittelalter unternommen worden waren um die Steine als Baumaterial nutzen zu können.
Nachdem wir den Wald verlassen hatten, stieg der Weg leicht an. Auf der Anhöhe fand sich ein großer Findling, auf dem, mit weißer Lackfarbe, folgende Inschrift angebracht war: "Radlerrast 1 km". Natürlich war dies eine nette Einladung für uns, da wir ohnehin viel zu früh dran waren. Also kehrten wir ein und genossen Köstritzer Schwarzbier und Kuchen für die Jungs.
Die letzten 8 km waren nach dieser Erholungspause kein Problem mehr, zumal außer etwas Wind das Wetter ideal zum Radfahren war. Gegen 16:24 erreichten wir die Jugendherberge in Sellin und bezogen unsere Zimmer. Die Aufteilung der zwei Vierbettzimmer war etwas ungerecht, da ein Zimmer für die "alten Herren" und ein Zimmer für die "Buba" vergeben wurde. Aus meiner Sicht als "alter Herr" war das vielleicht gut so, denn so lebten nur zwei Jungs auf der "Müllhalte", wo sie sich wohl zu fühlen schienen. Zur Ehrenrettung der Jungs, muss aber bemerkt werde, dass sie ihr Zimmer am anderen Morgen genau so sauber verließen wie die Alten. Nach dem Duschen und Abendessen verzogen sich die Jungs, sehr zum Ärger von Roby, ins Fernsehzimmer und waren von da an bis zum Zapfenstreich nicht mehr zu sehen. Wir anderen holten den Spaziergang, den die Jungs vor dem Abendessen gemacht hatten, jetzt nach.
Roby wollte unbedingt am Strand entlang zur Seebrücke laufen, die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts nach alten Vorlagen aus den 20er Jahren wieder aufgebaut worden war. Obwohl Roby und die anderen die Augen offen hielten fanden sie am Stand außer zwei unentwegten FKK-lern nicht erwähnenswertes. Die erhofften Bernsteine waren wohl alle schon am Nachmittag eingesammelt worden. Schade!
Doch fand sich nach einem waghalsigen Abstieg zum Strand und einer Wanderung um einen Steilküstenvorsprung herum wenigstens die Landungsbrücke, wo wir Roby Geburtstag mit einem kühlen Bier begossen. Als wir uns auf den Rückweg zur Jugendherberge machten, war die Sonne soeben untergegangen und der Wind, der den ganzen Tag schon geweht hatte, war kalt geworden.
Tagesstatistik: | Tagesstrecke | 66 km | Gesamtstrecke | 1188 km | ||
zurück... | Geschw. Ø | 15 km/h | Temp. min. | 14 °C | Steigung Ø | 5 % |
von Sellin nach Breege | Höhe ges. | 146 m | Temp. max. | 27 °C | Steigung max. | 10 % |