Früh morgens um 6:15 war Wecken angesagt, da wir schon um 7:00 Frühstück haben konnten. Hier in der Pension war alles so gediegen, dass wir viel länger beim Frühstück sitzen blieben als ursprünglich geplant. Dies lag vielleicht auch daran, dass unser Geburtstagskind markus (16. Geburtstag; erster Geburtstag ohne Mama, für ihn nicht ganz so schlimm als für seine Mama) schon um 7:20 telefonisch die Glückwünsche seiner Mutter entgegen nahm. Wir gratulierten ebenfalls und versprachen eine kleine Feier am Abend in Bellin zu veranstalten. So kam es, dass wir doch erst wieder um 8:05 starten konnten. Es war sonnig und warm und wir konnten nur wenige Wolken am Himmel finden. Es war von Anfang an ein guter Radfahrtag.
Zunächst wendeten wir uns nochmals der Oder zu, die wir aber bald auch wieder verließen. Wir kamen an Orten wie Friedrichsthal, Gartz, Mescherin und Tantow vorbei und stellten fest, dass die Landschaft langsam wieder hügeliger wurde. Nach der langen, ebenen Fahrt an der Oder waren wir über diese Abwechslung nicht unglücklich. Unglücklich waren wir über unsere ersten Kontakte zur "Hoppelstrecken" aus VEB-Betonplatten oder 100-jährigen Kopfsteinpflastern, die beide den Eindruck erweckten, als seien sie seit ihrer Fertigstellung nicht mehr gepflegt worden.
Doch waren wir nun in Mecklenburg-Vorpommern, um genau zu sein in Ostvorpommern, und hatten daher an diesem sonnigen Tag das Glück, dass wir auch immer wieder durch Alleen fahren konnten. Dies gilt in dieser Gegend nicht nur für Straßen, sondern auch für Radwege, wie am Bild rechts zu ersehen ist.
Wir kamen trotz des warmen Wetters und der Hoppelstrecken gut voran und Keule warnte uns vor, dass wohl an diesem Tage noch die 1000 km-Grenze überschritten werden wird. Doch bis dahin hatten wir noch einige Kilometer zu absolvieren.
Auf einer höher gelegen Ebene frischte der Wind über den noch unbewachsenen Feldern etwas auf und wir konnten eine Heuteufel ohne Heu, aber mit Staub beobachten. Ein Heuteufel ist ein lokaler Minitornado, der etwa 1m Durchmesser aufweist und meist im Frühsommer das zum Trocknen ausliegende Heu aufwirbelt.
Dies war irgendwo auf unserem Weg vorbei an Schönfeld, Penkum, Wollin, Krackow, Lebehn und Ramin. Um 12:50 trafen wir dann am Löcknitzer See ein.
Das neueröffnete Restaurant direkt am See lud uns zum verweilen ein, will sagen, Durst und Hunger trieb uns in die Arme einer etwas überforderten Neuwirtin. Wie man schon ahnen kann, gab es hier mal wieder etwas zu erleben. Das Lokal war wirklich voll und da das Wetter schön war, waren wir mit dem uns zugewiesenen Platz auf der Terrasse ganz zufrieden. Die Wirtin, die uns begrüßt und uns erklärt hatte, das dies der zweit Tag nach der Wiedereröffnung sei, nahm unsere Getränkebestellung auf, reichte uns die Speisekraten und begab sich zum Nebentisch, wo sie gleichfalls die Getränkebestellung aufnahm. Danach geschah lange Zeit nichts, außer, dass die Sonne nun gnadenlos zu brennen begann. Der Durst stieg an und die Ungeduld auch. Am Nebentisch waren zwischenzeitlich die Getränke gekommen und als dann auch noch das Essen für diesen Tisch gebracht worden war, bevor bei uns, die wir ja früher gekommen waren, die Getränke eintrafen, wendeten wir uns an eine einfache Bedienung und teilten dieser mit, dass wir immer noch auf unsere Getränke warteten und in der Zwischenzeit auch in der Lage wären, die Speisen bestellen zu können. Die Wirkung war verblüffend. Innerhalb weniger Augenblicke hatten wir unsere Getränke und Frau Chefin stand zur Aufnahme unserer Bestellung bereit. Und wieder war Warten angesagt! Da die Sonnen nun gar kein Erbarmen mehr zeigte und es in der Zwischenzeit auch schon fast 14:00 und der Gastraum im Haus etwas leerer war, wechselten ins Innere und sagten der Chefin und ihrer Bedienung Bescheid, dass wir jetzt hungrig genug seien um unser Essen zu uns zu nehmen. Mit Erstaunen wurde registriert, dass wir immer noch auf unser Essen warteten und es wurde uns zugesichert, dass wir jetzt aber sofort die Speisen erhalten sollten. Untereinander murrten wir jetzt doch mehr oder minder offen ob der Tatsache, dass wir im Gegensatz zu anderen Gästen, die nach uns gekommen waren und inzwischen das Lokal schon wieder gesättigt verlassen hatten, sehr schleppend bedient würden und mutmaßen, ob dies wohl an unserer Radlerkluft läge. Jetzt endlich war der Groschen beim Personal gefallen. Die Bedienung, nicht die Chefin nahm sich der Sache an und nach einer kurzen Rücksprache mit der Chefin erhielten wir zunächst ein Freigetränk für jeden und wenig später die bestellen Speisen.
Kurz vor 15:00 setzten wir unseren Weg fort passierten Plöwen, Blankensee, Pampow und Glashütte, wobei wir weite Strecken auf dem Fahrdamm einer einstigen Kleinspurbahn durch den Wald radelten. Sobald wir aber in einen Ort kamen durften wir uns mit Kopfsteinspflaster der besonders unangenehmen Sorte auseinandersetzen. Große Steine, diagonalverlegt und jeder Stein auf einer anderen Höhe, also Hoppelstrecke. Hier waren unser Mountainbikes sicher eine große Hilfe, aber selbst diese Ausstattung konnte die Stöße nicht völlig dämpfen, die unsere Rücken via Sattel und Steißbein ertragen mussten.
In Hintersee war Fotostunde angesagt. Die 1000 Kilometergrenze war erreicht. Nun stand als nächstes das Erreichen der Ostsee auf dem Programm. Auch dies war noch für diesem Tag geplant. Es sollte schon auf den nächsten 10 km geschehen. Zwischen Rieth und Warsin entstanden die beiden Bilder unten.
Gegen 18:15 trafen wir in der Jugendherberge Bellin ein und schickten unseren Kassier, obwohl er ja Geburtstag hatte, voraus um für uns Quartier zu machen. Wir hatten uns in den letzten Tagen einen Spaß daraus gemacht, die diversen Bedienungen, Herbergsväter und Mütter, Wirte und Wirtinnen dadurch in Erstaunen zu versetzen, dass wir den Zweitjüngsten für die "alten Herren" zahlen ließen. So war es für markus nichts außergewöhnliches, dass wir ihn vorschickten. Aus einem Telefonat mit Sylvia, seiner Mutter, am Vortag wussten wir anderen, dass hier eine Geburtstagsüberraschung per Post eingetroffen war, die die Herbergsmutter ihm bei seinem Eintreffen aushändigen sollte.
Sehr erstaunt, etwas peinlich berührt und doch äußerst glücklich kam markus mit den Schlüsseln und seinem Geburtstagspaket zurück und berichtete uns, wo unsere Zimmer zu finden seien, wann und was es zum Abendessen geben würde und wo wir unsere Räder unterstellen konnten.
Zum Abendessen gab es Haxen auf Mecklenburger Art (eher Speerrips, denn Haxen, aber schmackhaft) und anschließend die kleine Geburtstagsfeier mit einer oder waren es zwei 5er Runden Bier. Nachdem diese getrunken waren und noch einige Telefonate mit Geburtstagswünschen eingetroffen waren, beschlossen wir, die noch paar Meter bis vor zur Ostsee zu gehen.
Da es nun schon wieder recht frisch war, konnten sich entgegen der angekündigten Absicht weder Benji noch Frank dazu durchringen jetzt noch eine Runde Schwimmen zu gehen. Dennoch fand dieser Tag einen stimmungsvollen Abschluss mit Sonnenuntergang und Gruppenbild. Nach der Rückkehr in die Jugendherberge, war um 22:30 "Licht aus!" angesagt.
Tagesstatistik: | Tagesstrecke | 122 km | Gesamtstrecke | 1025 km | ||
zurück... | Geschw. Ø | 17,9 km/h | Temp. min. | 14 °C | Steigung Ø | 5 % |
von Bellin nach Greifswald | Höhe ges. | 346 m | Temp. max. | 28 °C | Steigung max. | 9 % |