Die ganze Nacht hatte es geregnet. Abfahrt war um 8:15. Über Reichenbach, Jägerhof, Brändel, Ebersbrunn und Ober-Cainsdorf ging's vorbei an einem Alaunbergwerk bis nach Zwickau. Um 9:30, kurz vor Zwickau traf uns der erste Graupelschauer bei ca. 25 km/h von links an die Backe. Bei + 5°C war das die helle Freude! Über Poblitz und Crossen führte uns unser Weg nach Glauchau, wo wir Mittag machten und uns in einem Restaurant etwas aufwärmten. Nach dem Mittagessen in Glauchau traf uns gegen 14:00 erneut ein Graupelschauer, vor dem wir uns in ein Omnibuswartehäuschen gerettet hatten. Wie wir da so sitzen und auf das Ende des Regens warten fragt Robert: "War das alle, geht's nicht noch größer?"
Nachdem wir St.Egidien, Ober-Laugwitz und Grüna hinter uns gelassen hatten kamen wir um 16:26 ans Ortsschild Chemnitz. Die Jungs hatte Hunger und holen an der nächsten Tankstelle Snickers, Bounty und MARS-MANDEL.....!!!!
Welch ein Unglück, sie wussten ja nicht, dass auf Radtouren mit Roby kein MARS-Mandel ungesühnt gegessen werden darf. Die Strafe für Mars-Mandel auf Radtouren mit Roby ist fast sicher ein Unwetter in der nächsten halben Stunde.
Naja, etwas Verspätung kann schon mal vorkommen. Vielleicht musste sich Petrus auch nur noch entschließen, ob er die Gruppe um den Aufmüpfigen ("War das alles?") ersäufen oder erschlagen wollte. Jedenfalls wurde es um 17:15 immer DUNKLER. Wieder retteten wir uns gerade noch in ein Haltestellenhäuschen und hatte es eben geschafft, als Petrus sich entschlossen hatte, uns mit dem größten Graupel aller Zeiten zu erschlagen. Die Körner waren gut 1,5 cm im Durchmesser, also durchaus Taubeneigröße und so viele, dass es auch nach dem Niederschlag im Häuschen dunkel blieb, weil das Eis auf dem Dach das Licht nicht wirklich durch ließ.
Um 18:15 kamen wir dann in der JuHe in Chemnitz-Gablenz an und breiten uns aus, zum Alles wieder zu trocknen. Wir hatten nicht wirklich Hoffnung, dass wir am kommenden Tag zumindest in trockenen Kleidern starten konnten aber wir gaben unseren Kleider zumindest eine Chance, indem wir uns so gut es ging ausbreiteten.
Kurz nach 9:00 erwachte ich und stellte fest, dass meine Knie nicht mehr schmerzten. Also, raus aus dem Bett und geduscht, zusammen mit meine Radklamotten, damit diese nicht mehr so nach Skunk (Stinkkatze) rochen. Nach dem Abtropfen in der Dusche hängte ich die Kleider in den leeren Schank und das ohnehin schon feuchte Handtuch darunter, damit sie dort trocknen konnten ohne eine Überschwemmung zu verursachen.
Das Frühstück fiel eher kärglich aus, da ich am Vorabend vergessen hatte eines bei meinen Wirtsleuten zu bestellen. Daher gab's H-Milch und Doppelkekse, öfter mal was Neues!
Die Wettervorhersage war nicht all zu gut, es waren Gewitter und Hagelschauer angesagt. So war ich überhaupt nicht verwundert, dass es regnete als ich das Haus verließ. Da gerade eine Straßenbahn hielt, stieg ich ein und stellte erst nach deren Abfahrt fest, dass es nicht die direkte Linie zur Stadtmitte war. Doch von der Haltestelle Albertplatz neben dem Erich-Kästner-Museum kam ich über die Hauptstraße und die Augustus-Brücke zur Semperoper.
Es war etwa 10:30, als ich in der Mitte der Augustus-Brücke war und von einem heftigen Graupelschauer durchnässt wurde. Meine mit Regentopfen und Schnee bedeckten Brillengläser, halfen mir auf der Suche nach einem trockenen Unterstand nicht wirklich viel. Endlich fand ich Unterschlupf in einer Außennische der Oper und dort reinigte ich meine Gläser. Nach kurzer Orientierung beschloss ich als nächstes das Kupferstichkabinett zu besuchen. Auf dem Weg dorthin kam ich durch den Zwinger und überlegte kurz, ob ich den Mathematisch - Physikalischen Salon später vielleicht auch noch besuchen sollte. Nebenbei machte ich mich kundig, was eine Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus pro Person kosten sollte. 18 €!!! Für ca. 1 Stunde und 16 €, falls die Gruppe größer als 10 Personen sein sollte. Also, viel zu teuer für unser Grüpple!!
Im Kupferstichkabinett hatte ich ab 11:00 meine helle Freude an den Bildern, ihren Erklärungen und einem handgeschrieben Fachlexikon von 1860, das ein Herr Heineken Holländer(?) als Archivator des Kupferstichkabinetts zur Dresden in französischer Sprache und in feinster Sütterlinschrift verfasst hatte. Eine Herausforderung in doppelter Hinsicht für mich!!! Kurz, ich habe mich mit recht mäßigem Erfolg festbuchstabiert, denn Sütterlin kann ich nicht fließend lese. Ebenso wenig kann ich Französisch fließend übersetzen, aber es mache dennoch Spaß und so war es schon weit nach 13:00 als ich wieder auf die Straße kam und mich zur Frauenkirche hinwendete.
Dort erfuhr ich, dass immer zur vollen Stunde eine kostenlose Führung stattfand. Ideal für einen Schwaben, weil's nix koschd! Da ich inzwischen hungrig war, beschloss ich nochmals sächsische Spezialitäten zu Mittag zu essen und ging wieder zur Gaststätte "Goldener Ring". Nach dem Essen ging's zurück zur Frauenkirche nur um gegen 14:55 zu erfahren, dass die Führung schon ausgebucht sei und dass die letzte dieses Tages um 16:00 beginne. Also, streifte ich bis 15:40 durch die Stadt und war kurz vor einer Gruppe Holländer wieder an der Frauenkirche. Das Warten war kurzweilig, da es ein "lustiges Häuflein" war.
In der Kirchen wurde uns mit Videounterstützung, die Geschichte der Kirche seit dem Jahr 1000 n. Chr. und speziell des Wiederaufbaus in den letzten 10 Jahren vorgestellt. Gegen Ende der Führung wurden dann von den Holländern, einem Männerchor, zwei Choräle gesungen. Ein wirklich bewegender Moment!
Nachdem ich mir auf dem Weg zur Straßenbahn noch eine Bratwurst zu Abendessen gekauft hatte, machte ich mich dann um 18:00 auf den Rückweg zum "Lazarett". Mit den Dresdner Straßenbahnbetrieben machte ich bei der Ankunft in der Tolkewitzer Str. dann doch noch eine erstaunliche Erfahrung. In Dresden hält die Straßenbahn offensichtlich nur dann in den äußeren Bezirken der Innenstadt an, wenn ein Gast einsteigen will. Für Fahrgeste, die den Wagen verlassen wollen, wird nicht angehalten. Glücklicherweise wollte schon 3 Haltestellen nach der meinigen, ein Dresdener in die Bahn einsteigen, was ich schamlos ausnutzte um den "Woachen" zu verlassen. Nun musste ich rund 800 m zurückgehen, was deshalb nicht schlimm war, weil gerade mal die Sonne schien. Gegen 19:00, kam ich an und packte meine Taschen für den Umzug in die Jugendherberge am nächsten Tag. Den Rest des Tages ließ ich mit Fernsehen und Lesen ausklingen.
Tagesstatistik: | Tagesstrecke | 85 km | Gesamtstrecke | 375 km | ||
zurück... | Geschw. Ø | 15,5 km/h | Temp. min. | 4 °C | Steigung Ø | 6 % |
von Chemnitz nach Dresden | Höhe ges. | 625 m | Temp. max. | 6 °C | Steigung max. | 14 % |