Radtour 2004, Hof

Freitag, 21. Mai 2004 von Waldbrunn nach Hof

Der neue Tag begann nicht unbedingt gut. Weder war das Wetter schon gut, noch war um 7:00 die Welt noch in Ordnung. Ganz im Gegenteil!

Die Treppe hinab, auf dem Weg zum Frühstück, musste Frank feststellen, dass sein Knie nicht besser war als am Vorabend. Jeder Schritt schmerzte höllisch. Das war also schon am zweiten Tag das Aus für ihn. Somit blieb nur eines übrig, die anderen zu informieren und sich über den Rücktransport von Mann und Gerät Gedanken zu machen. Daher beratschlagten wir und überlegten die Alternativen.

Frank geht RadwandernVon Keule und Roby kam der Vorschlag, dass sich Frank zu Fuß bis zum Bahnhof in Eberbach durchschlagen und dann mit dem Zug bis nach Dresden vorausfahren sollte. Dort hätte er dann insgesamt 4 Tage Zeit um das Knie auszukurieren. Falls dies nicht ausreichte könnte er dann immer noch die Reise abbrechen und mit dem Zug nach Hause fahren.

Da die Strecke nach Eberbach aus einem ca. 5 km langen Anstieg bis Strümpfelbrunn und einer ca. 11 km langen Abfahrt nach Eberbach bestand, entschloss sich Frank das Wagnis einzugehen, und eventuell eine weitere Fahrkarten für die Rückreise aus Dresden kaufen zu müssen. Als er beim Frühstück dann seine Entscheidung kund tat, war besonderes markus sehr glücklich darüber. Doch bedeutete dies auch, dass für die nächsten Tage der Schriftführer nicht bei der Truppe war. Daher wurde ein Notfallprogramm aufgestellt.

MARKUS sollte die Notizen im Reisetagebuch machen und später daraus den Reisebericht für diese Tage schreiben.

Damit aber alle auch erfahren, wie es Frank auf seiner "Tour de Lazarett (hôpital militaire)" ergangen ist sollte er weiterhin das notieren was er erlebt hatte. Daher werden für die nächsten Tage immer zuerst die Berichte von MARKUS hier zu finden sein und der Lazarett-Bericht wird anschließend eingerückt und kursiv dargestellt.

MARKUS

Der 2. Tag und es sah schlimm für Franks Knie aus. Nach kurzer Überzeugungsarbeit von Roby und Keule war klar: Es wird nicht aufgegeben!

Als SCOUT wurde Frank zum nächstgelegenen Bahnhof, nach Eberbach zurückgeschickt, um von dort mit dem Zug nach Dresden zu fahren. Ab dort sollte er dann wieder mit uns weiterradeln. Planmäßig starteten wir um 8:01.

Da Mülben in einem Talkessel liegt, ging es gleich den Berg hinauf und hinein in den noch kalten Wald.

Rast am WaldrandUm 9:00 hatten wir eine Stelle mit schöner Aussicht gefunden und machten dort an einem ruhig gelegenen und überdachten Wanderbänkchen die erste Rast. Weitere ging der Weg bergauf durch Unter-Schneidental, Mittel-Langenelz und Hollerbach. Bei Buchen hörten Sie uns fluchen! Es lag eine XXL %ig Steigung vor uns. Diese wurde geschafft und dabei bzw. anschließend die Ortschaften Walldürn, Höpfingen und Schweinberg durchfahren.

Genau um 12:00 war Mittagspause in Dittigheim, einem Stadtteil von Tauberbischofsheim. Es gab Bauernteller mit viel Zwiebeln!!!

Vesper im ZugAuf unserem weiteren Weg über Gerlachsheim, Zimmern, Gützingen und Acholzhausen hatten wir ständig Gegenwind. Entweder kam der Wind wirklich von "Mutter Natur" oder er wurde durch die Zwiebeln, die der Vordermann gegessen hatte, erzeugt. Besonders MARKUS und Benji waren wahre "Windkraftwerke". Unsere Reisegeschwindigkeit war dadurch auf nur noch 14 km/h zurückgegangen und es wollte nicht mehr enden mit dem Wind.

Rechtzeitig erreichten wir Ochsenfurt, denn wir mussten ja den Zug um 16:43 nach Hof bekommen. Bevor wir zum Bahnhof fuhren kauften wir zuerst bei Norma ein Vesper. Anschließend gab es in der Eisdiele für jeden 2 Kugeln Eis. Dann mussten die Fahrräder auf den Bahnsteig getragen werden, ca. 30 Stufen. Zum Relaxen ein Ramazotti mit Bier, das etwas überhastet getrunken werden musste, weil der Abreisezeitpunkt schon sehr nahe gerückt war. Bis dahin war es saukalt. Im Zug gab's ein gemütliches Vesper mit B...! Frank holte uns am Bahnsteig in Hof ab 21:23. Vorbei am Puff von Hof zur Juhe. Warsteiner als Feierabend-B... .

Franks Lazarettbericht

Nach dem Frühstück kam die Stunde der Wahrheit und des Abschiednehmens. Nach ersten zaghaften Versuchen stellte sich heraus, dass es zwar mit viel Schmerzen aber dennoch möglich war, von Mülben aus hinauf nach Strümpfelbrunnn zu radeln. Nachdem der rund 5 km lange, aber nur leichte Anstieg gemeistert war, begann die über 10 km lange Abfahrt mit einem starken Gefälle (immerhin mindestens 8 %) hinunter nach Eberbach. Nun könnte man glauben, dies sei keine besondere Leistung gewesen, aber zwei Dingen waren unangenehm. Erstens war es noch recht frisch an diesem Morgen und der Fahrtwind wärmte auch nicht und zweitens hatte auf dieser Strecke mein Knie eine recht lange Ruhepause und sich ans Nichtstun so gewöhnt, sodass in Eberbach selbst die ersten Schritte höllisch schmerzten und der erneute Versuch radelnd den Bahnhof zu erreichten zunächst aussichtslos erschien.

Da es jedoch in Mülben nach den ersten paar Metern besser geworden war, überwand ich mich und hatte Glück, es ging so leidlich!

Gegen 8:40 kam ich am Bahnhof Eberbach an und löste eine Bahnfahrkarte für eine einfache Reise nach Dresden mit dem Fahrrad. Insgesamt sollte ich viermal umsteigen bis ich dann abends um 19:23 in Dresden ankommen sollte. Unter anderem war ein ca. 1 1/2 - stündiger Aufenthalt in Hof geplant.

Bahnhof EberbachUm 9:29 begann die Reise, die zunächst in der S-Bahn nach Osterburgen führte. Ein angenehmer Abschnitt, weil es eben in das Radabteil hineinging und dort genügend Platz und eine Halterung für mein Rad vorhanden war. 1023 Uhr Ankunft in Osterburgen bei herrlichem Sonnenschein. Hier gab's gleich zwei Überraschungen für mich als fahrradzugreisendes Greenhorn. Erstens konnte man hier über eine Rampe bequem von Bahnsteig 2 zum Bahnsteig 4 hinüberrollen und zweitens stand dort ein uralter Gepäckwagen der Bahn mit schmalen Türen und 3 hohen Stufen, die der Reisende zusammen mit seinem Fahrrad auf der Schulter erklimmen musste. Erschwerend kam bei diesem Einstieg hinzu, dass entweder das Fahrrad oder der Reisende einigermaßen bequem einsteigen konnte, dass aber für beide zur selben Zeit nicht genügend Platz vorhanden war. Mit Geschick, Kraft und Durchsetzungswillen gelang es dann doch. Jedoch nicht ohne weitere Blessuren einzufangen. Die gesamte rechte Körperseite wurde bei dieser Aktion blaugeschlagen. Auf der nun folgenden, etwa einstündigen Fahrt nach Würzburg, lies ich mich von einem Mitreisenden, der schon in der S-Bahn im selben Abteil war ich die Feinheiten einer Bahnreise mit dem Rad einweisen und hoffte ein gelehriger Schüler gewesen zu sein, um dann abends in Dresden noch den nötigen Nerv für die Suche nach einem Quartier zu haben, falls es in der Juhe keinen Platz mehr geben sollte.

In Würzburg hatte ich 20 Minuten Zeit zum Unsteigen und startete ab Gleis 10 a/b, eine für mich völlig neue Art der Gleisnummerierung. Wie sich später herausstellte, bedeutet dies, das zwei Züge auf dem selben Durchgangsgleis stehen können, von den der eine in die ein und der andere in die andere Richtung den Bahnhof verlässt. Nachdem ich den Zug gefunden hatte und zweimal ein und wieder ausgestiegen war, bevor klar war, dass ich wirklich im richtigen Zug saß, fuhr der Zug mit einem übervollen Radabteil ab. Eine Gruppe älterer Herrschaften aus Solingen hatte das Abteil in Beschlag genommen und sorgten während der kommenden Stunde für meine Unterhaltung. Nachdem die Gruppe kurz nach Bammberg den Zug verlassen hatte telefonierte ich nochmals mit der Jugendherberge in Dresden und erfuhr, dass ich dort erst am Montag eine Unterkunft bekommen konnte und deshalb abends in Dresden noch ein Problem zu lösen haben würde.

Um 14:11 kam ich pünktlich in Hof auf Gleis 6a an, um dann später auf Gleis 6b nach Zwickau weiter zu fahren. Da ich nun 1 1/2 Stunden Aufenthalt haben sollte verlies ich den Bahnhof um mir etwas zu essen zu kaufen. Dabei fiel mein Blick auf das Hinweisschild "Jugendherberge". Dies brachte mich auf eine Idee: Unsere Übernachtung war für diesen Tag in der Jugendherberge in Hof geplant. Ach, hätte ich dise doch früher bedacht, dann könnte ich diese Nacht zusammen mit dem Rest verbringe. Vielleicht ließe sich die Karte ja noch auf den folgenden Tag umschreiben? Eine entsprechende Anfrage im Reisecenter ergab, dass dies nicht nötig war, denn die Karte galt für 3 Tage und die Verbindung nach Dresden war am Vormittag sogar besser als jetzt am Nachmittag. Somit war der Entschluss gefasst und per Handy die Restgruppe informiert, dass ich in der Juhe Hof Quartier machen und sie abends vom Zug abholen würde.

DienstleistungszentrumDer Weg zur Herberge war nicht wirklich etwas für meine angeschlagenen Knie. Nachdem ich am "Erotischen Dienstleistungszentrum Hof" vorbeigekommen war, musste ich mit dem Rad und Gepäck auf dem Rücken zunächst 7 Stufen hinab in eine Unterführung steigen, dort rund 50 m zurücklegen um dann extrem steile 40 Stufen hinauf auf eine Bahnüberführung zu klettern. Diese war rund 300m lang und überspannte alle 12 (?) Gleise des Hofer Bahnhofs. Nach dem ich die 30 Stufen hinunter zur Straße hinter mich gebracht hatte, warteten noch 2 km "leichten" Anstiegs auf mich. Gegen 15:00 war ich an der Juhe, die erst gegen 17:00 ihre Pforten öffnete, aber einen überdachten Vorraum hatte indem ich während des Regens zusammen mit anderen Neuankömmlingen wartet.

Nach der Anmeldung betätigte ich mich im Bettenbau und machte mich dann auf den Weg zum Bahnhof um noch was Essbares und ein Buch zu kaufen, um mir mit diesem bei einem Bier in der Bahnhofswirtschaft die Zeit bis zu Eintreffen der Anderen um 21:28 zu vertreiben. Dies war nur bis 20:30 möglich, weil zu dieser Zeit die Gaststätte schloss. Also wartete ich dann in der Wartehalle, wo es inzwischen recht kalt geworden war. Geschätzt, nicht mehr als 4°C. Daher war ich sehr froh, als mir markus eine seine Jacken für den Rückweg zur Juhe borgte. Nach dem Feierabendbier war dann um 22:30 Uhr für diesen Tag Nachtruhe angesagt.

Übrigens, trotz Absprache mit dem Herbergsvater, war die Anmeldung nicht bis 22:00, sondern ganz regulär nur bis 19:00 offen. (Siehe auch im Teil Tourplanung) Es stellt sich nun die Frage, ob meine frühe Anreise jetzt mehr für den Herbergsvater, der damit seinen regulären Feierabend bekam oder für uns, die wir so unsere Unterkunft sicher hatten das größere Glück war. Jedenfalls waren wir für eine weitere Nacht trocken untergebracht.

Tagesstatistik: Tagesstrecke 110 km Gesamtstrecke 225 km
zurück... Geschw. Ø 18 km/h Temp. min. 8 °C Steigung Ø 5 %
von Hof nach Mylau Höhe ges. 1053 m Temp. max. 27 °C Steigung max. 13 %