Dienstag 23.06.1998 08:00
Km Stand 37959
Wir sind nicht so bald aufgestanden, da wir von gestern noch ein bißchen
müde sind. Wir packen in aller Gemütsruhe zusammen und fahren dann
los zu einem weiteren Zielpunkt unserer Reise, das Capo da Roca, der
westlichste Punkt Europas. Sehen kann man nicht viel davon, das Meer sieht hier
überall gleich aus, aber wenigstens eine Hinweistafel hat es gereicht.
Auf den kleinen Straßen kann man wunderbar Enduro fahren, das macht
richtig Spaß ohne Asphalt.
Heute fahre ich in Jeans, da es recht warm ist und mir mein Hinterteil echt zu schaffen macht. Das Wetter verwöhnt uns mal wieder mit Sonne, allerdings wird es gegen Mittag schlechter, denn wir fahren in einer Nebelschicht. Die Fahrerei ist auch wieder ziemlich stressig, da wir uns nur auf schmalen Nebenstraßen bewegen. Unsere Karte ist viel zu grob, hier sollte man normalerweise als Motorradfahrer Wanderkarten benutzen. Besonders schwierig ist es eine Route zu verfolgen, da die Straßenschilder total uneinheitlich sind. Bei den Straßen wird nicht immer das gleiche Ziel angegeben, sondern einmal ist der nächste Ort angegeben, das nächste mal wieder ein Ort, der 200 km entfernt liegt. So wird die Orientierung ziemlich schwierig. Die Straßenschilder sehen auch in jedem Ort anders aus, nicht wie bei uns in Deutschland, daß Straßenschilder gelb sind usw. sondern die Farbgebung und Größe ist immer wieder unterschiedlich, so daß wir fast jedesmal anhalten müssen, schauen ob das ein Straßenschild ist oder eine Werbung und uns dann an Hand des angegebenen Ortes neu orientieren. Hier werden auch nicht die Straßennummern auf den Schildern angegeben, was uns in Frankreich sehr positiv aufgefallen ist. Unterwegs versuchen wir eine bessere Landkarte aufzutreiben, aber an Tankstellen wird nur Benzin verkauft und sonst finden wir auch nicht das richtige Geschäft. Es ist ziemlich anstrengend, wenn man an jedem Wegpunkt anhalten muß, Hauptstraße und Nebenstraße sind nicht voneinander zu unterscheiden.
Auf der ADAC Straßenkarte war eine Höhle eingezeichnet, die wir
sogar auf Anhieb finden. Die Führung ist echt toll, der Führer
spricht ungefähr jeweils 5 Worte Deutsch, Französisch und Spanisch,
aber das reicht ihm um uns alles ziemlich genau zu erklären.
Höhle in Portugal
Hier im Hinterland von Portugal rechnet niemand mit Gegenverkehr, einmal
fährt Roby schön außen am Straßenrand und kommt gerade
noch an einem voll beladenen Holzlastwagen vorbei, der mitten auf der
Straße um die Kurve kommt. Mit diesem Wissen, wird die Fahrerei immer
anstrengender. Heute sind wir wenigstens verpflegungsmäßig auf dem
richtigen Weg. Zur Mittagszeit gehen wir Mittagessen, es gibt gegrillten Lachs,
allerdings ist der etwas trocken, da es keine Soße dazu gibt. Unbeirrt
ziehen wir weiter unsere Wege und kommen mit der Zeit immer besser zurecht,
vielleicht liegt es auch daran, daß der Verkehr so weit
nachläßt, daß wir nur noch alle 1/2 Stunde einem Fahrzeug
begegnen. Spannend wird es allerdings mit der Tankerei, so langsam zeigt der
Tageskilometerzähler die magischen 300 Km an, bei denen man langsam ans
tanken denken sollte. Aber dann finden wir doch noch eine Tankstelle. Wir
beschließen in der nächsten Kneipe noch eine kleine Rast zu machen,
bevor wir weiterfahren. Dies ist aber gar nicht notwendig, da wir ein
Campingplatz Schild sehen und sofort darauf losfahren.
Campingplatz in Gais, sehr schön gelegen
Hier im Hinterland von Portugal, in Gais, landen wir auf einem Campingplatz mit belgischer Führung und können auch gleich mal wieder deutsch sprechen. Der Platz liegt sehr schön über dem Ort, ist ziemlich leer und wir genießen die warme Dusche. Auch Toilettenpapier ist vorhanden, das ist hier nicht selbstverständlich. Nach der Dusche wollen wir unsere Wäscheleine spannen, es gibt aber nur einen Baum. Also nicht lange gefackelt und ein Motorrad daneben stellen, damit die Wäscheleine spannen geht. Dabei werfe ich meine Kiste dann glatt um, im feuchten Gras bin ich ausgerutscht und das Moped liegt auf mir. Aber es ist nichts passiert, den Spiegel wieder hingebogen und alles ist wieder klar. Danach fragen wir die Chefin, wo wir noch was zu essen bekommen können. Sie verweist und auf das Restaurant des Tennisplatzes am anderen Ende des Ortes. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang dorthin und unterhalten uns mit Händen und Füßen mit dem Wirt. Am Nachbartisch wird der Dorfarzt auf unsere Sprachbarriere aufmerksam und unterstützt uns in einem Kauderwelsch aus englisch, portugiesisch und französisch. Ab wir kommen gut zurecht und essen sehr preiswert, für zwei Personen mit Vorspeise um umgerechnet 14 Mark. Der Campingplatz ist auch sehr günstig, 13,20 für 2 Personen, 2 Motorräder und ein Zelt. Wir kommen so um 0:30 von unserem Abendessen zurück und verkriechen uns ins Zelt. Der Kilometerstand beträgt jetzt 38336.
Motorradabenteuer 1998