Motorradabendteuer 1998

Mit dem Motorrad von Winnenden nach Marokko

Eine über 8000 km lange Abenteuerfahrt quer durch Europa und zurück.

Zur Vorgeschichte:

 

 

 

 

Dienstag, 9.06.1998 22:10

Km Stand 32894

Die Kiste steht jetzt vollgesattelt in der Garage, das Zelt ist oben draufgebunden, das muß man noch ändern. Da durch das Gewicht vom Zelt das Motorrad stark kopflastig wird.

Da das Zelt noch nicht in seinem Ortlieb Packsack ist, muß ich das sowieso bei Roby nochmals umpacken und die ganze Ladung gewichtsmäßig noch etwas anders verteilen.

Anscheinend ist jetzt alles klar.

Mittwoch 10.06.1998 06:53

Die letzten Sachen werden vollends eingepackt. Zum Beispiel das Handy........

Es geht in Kürze los auf die 8000 km Tour.

Um 08:10 sitzen wir, Hilka, Susi, Roby und ich bei Roby und Frühstücken gemeinsam. Hilka darf danach weiter ins Geschäft. Bei Sonnenschein fahren wir los, aber schon um 09:20 ziehen wir in Kornwestheim die Regenkombis an. Die Fahrt durch den Schwarzwald ist von andauerndem Regen begleitet. Die ganze Fahrerei wir dadurch auch nicht schöner. Wir sind beide unsere vollbepackten Mopeds noch nicht gewohnt und es ist deshalb schon gleich zu Anfang recht anstrengend. So um 12:30 haben wir den Schwarzwald hinter uns und gehen in Freiburg zu MC Donalds. Es ist uns in der Zwischenzeit ganz schön kalt geworden. Wenigstens waren die Straßen relativ leer, so daß wir trotz erföhter Luftfeuchtigkeit zügig vorankommen.

Die Grenze nach Frankreich erreichen wir um 15:00 und wir ziehen die Regenkombis aus.

Auf Grund einer Wegoptimierung haben wir einen kleinen Umweg gemacht. Es ist jetzt schon 19:00 und wir sind noch lange nicht da. Allerdings können wir beide noch lachen. Es sind noch ca. 200 Kilometer bis zu unserem erstem Etappenziel.

21:57 das Zelt steht. Das Wetter wechselhaft aber wir haben im Trockenen das Zelt aufgebaut und hoffen es bleibt so. Abends waren wir noch im Städtle beim Italiener noch was essen. Wir müssen an der abgeschlossenen Schranke den Fußgängerdurchgang benutzen, aber das stört Motorradfahrer nicht so sehr. Im Restaurant wird noch Fußball geschaut, deshalb bekommen wir auch noch was zu essen.

Es ist 24:00, wir sind wieder auf dem Campingplatz. Es ist Vollmond und wir gehen schlafen, noch ist es trocken. Das Wetter wird besser. Roby hat eine heiße Nacht, er muß sich noch mal kurz übergeben und zum Ausgleich hat er noch einen Wadenkrampf.

Der Platz liegt direkt neben dem Freibad und es gibt sehr viele Waschmöglichkeiten. Wenn der Platz, so wie jetzt nicht so voll ist, durchaus eine Empfehlung wert. Die Plätze sind durch Hecken getrennt und es gibt einige Bäume.

Donnerstag 11.06.1998 07:50

Km Stand 33490

In der Nacht hat es ein paar mal geregnet, jetzt ist es gerade trocken. Wir müssen noch das Zelt abbauen und fahren dann los. Nach dem Frühstück, in der gleichen Kneipe wie abends schnattern wir um 09:00 in Chatillon los.

In der Zwischenzeit sind wir unbehelligt bis 09:45 gefahren und müssen schon wieder anhalten um den Regenkombi anzuziehen. 12:45 wir haben eine Wegoptimierung über Autun gemacht, weil die Strecke etwas einfacher ist. Das Wetter ist beschissen, ab und zu sind wir kurz trocken, ab und zu ist die Sonne am Horizont zu sehen und es ist sehr windig. Mit meinem Moped ist das recht unangenehm, da es ziemlich leicht ist und sehr hoch gepackt. Es ist in der Zwischenzeit 14:00 geworden und wir machen eine wohlverdiente Mittagspause und wir haben mal wieder getankt. Es ist gerade strahlender Sonnenschein und wir haben uns im Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt. Roby will wissen, ob ich schon mal ein Mars Mandel (unsere französische Spezialität) im Hagel gegessen habe, als ich verneine, meint er, mit einem Blick an den Himmel, dann warte mal ein Weilchen. Und schon hagelt es. Wir sind jetzt ca. 90 km vor Vichi. Den ganzen Tag über Scheißwetter, der Regen wird immer gleichmäßiger. Es hat 9° und Dauerregen. Ich habe noch ein Stück von der Straße gekauft, weil ich die grüne Versicherungskarte nicht dabei habe wollen ein paar französische Wegelagerer von mir DM 70, bzw. FFR 230. Die Gendarmen machen gerade Verkehrskontrolle, wegen der Fußball Weltmeisterschaft, da waren doch die Hooligans so aktiv. Wir halten kurz vor den Gendarmen an und schauen in die Straßenkarte. Das war für die Anlaß genug, uns herauszuziehen. Ein junger Gendarm, der zum Glück auch noch englisch spricht kontrolliert uns, fragt uns, weshalb wir angehalten haben und wir sagen ihm, daß wir in die Landkarte geschaut haben. Daneben steht ein älterer Gendarm, der sieht, daß wir wohl demnächst weiterfahren können, da zeigt er dem jungen Kollegen, wie man das macht. Bis er endlich darauf kommt, daß ich die grüne Versicherungskarte nicht dabei habe. So ca. 20 mal erzählt er uns, daß Roby die grüne Versicherungskarte dabei hat und ich nicht, als ob wir das nicht selbst wissen würden. Also, Warnung an alle, die grüne Versicherungskarte ist immer noch Vorschrift, ein Hoch der Europäischen Gemeinschaft. Ich muß mit in das Polizeigebäude und dann dauert es noch so ca. eine 3/4 Stunde, bis der Papierkrieg erledigt ist. Während der ca. einen Stunde regnet es wenigstens nicht, dafür beim Weiterfahren. Es geht so langsam auf 20:00 Uhr zu und wir haben noch rund 70 km bis zu unserem geplanten Campingplatz, es ist sehr kalt und in einer Kurve sehen wir ein Hotel, Roby hält an, auch ich bin der festen Überzeugung, daß wir uns nach ein paar Tagen Dauerregenfahrt ein Hotelzimmer leisten können. Das Örtchen St. Martin besteht nur aus ein paar Häusern. Die Strecke bis zum Hotel wäre bei Sonnenschein herrlich zu fahren, schöne kleine Straßen, guter Belag. Um 22:50 kommen wir vom Essen zurück. In Frankreich bekommt man oft auch für einen Tag eine Teilpension, so daß das Abendessen und das Frühstück recht günstig ausfällt. Die Tagesmenü sind auch meist sehr gut. Nach einem 3 Gänge Menü geht es einem dann doch wieder besser. Auch ein warmes Bad ist nicht zu verachten. Und ein Kronenburg in der Wanne ist eine französische Spezialität. Das Zimmer ist normalerweise für 4 Personen mit 2 getrennten Räumen, einer wird zum Trockenraum deklariert und unser gesamtes Gepäck ist in den Zimmern verteilt. Unsere Regenkleidung hat sich bewährt, aber meinen Regenkombi habe ich etwas zu spät angezogen, meine Lederhose ist leicht feucht. Die Feuchtigkeit in den Schuhen ist wohl eher selbstgemacht. Da wir in einem Hotel untergekommen sind brauchen wir ja nicht zu telefonieren, außerdem ist hier das erste mal ein Handyloch, ohne Empfang. Roby gönnt sich wieder ein Speierle.

Freitag 12.06.1998 07:45

 

Die Straßen sind naß, Wolken am Himmel und leichter Dauerregen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Warmen, mit Aussicht auf den Regen, kommen wir erst um 11:10 los. Es hat in der Zwischenzeit aufgehört zu regnen. Um 14:40 machen wir gerade Mittagspause in Montan Bain. Das Wetter ist wie gehabt. Um 19:20 kommen wir in Lanemesan (xxx) an und holen uns eine Pizza zum mitnehmen. Die genießen wir dann an einem Rastplatz. Es ist ziemlich kalt, so kurz vor den Pyrenäen und es fängt auch wieder mal an zu nieseln. Bis zum Tagesziel sind es noch rund 40 km durch die Pyrenäen. Um 22:10 steht unser Zelt in Laudres. Das Wetter hat sich gebessert, wir sehen keine Wolken, vielleicht liegt es auch daran, daß man im Tal keinen so weiten Ausblick hat. Der Tacho zeigt jetzt den Kilometerstand 34412. Wir gehen noch was trinken, so ein Feierabendbier haben wir uns wieder mal redlich verdient.

Samstag 13.06.1998 09:50

Nach einer umfangreichen Duschaktion, die Zähne sind sauber, gehen wir Frühstücken. Die Nacht war ziemlich kalt, wir haben so unsere Zweifel, ob wir richtig ausgestattet sind für so viel Wasser und Kälte. Es hat 5°, was im Zelt mit dem Sommerschlafsack nicht so viel ist. In der Nacht waren wir beide pinkeln und sind beide über die gleiche Zeltschnur gestolpert, das ist Teamgeist. So um 11:00 sind wir mit dem Frühstück fertig. Es gab Rühreier mit Speck und in der Kneipe brannte ein offenes Feuer. Wir sind wieder hoch motiviert zum Mopedfahren. Wir wollen nach Andorra, ein Bißchen durch die Berge fräsen. Unterwegs kommen wir zu der Einsicht, daß Andorra doch zu weit ist, wir sitzen ja auch so jeden Tag auf dem Bock. In der Mittagspause kaufen wir in einem Supermarkt ein und wollen uns eine schöne Mittagspause an einem Stausee gönnen. Aber als wir aus dem Supermarkt kommen gibt es mal was Neues: Regen, zwar nur so ein leichter Nieselregen, aber es wird schon immer mehr. Bald verschwinde ich wieder in meinem Regenkumpel und sehe ganz gelb aus. Bis ca. 10 km vor dem Campingplatz ist Dauerregen. Unser Mittagessen reduziert sich auf einen Tee mit Rum auf einer Skihütte, die zum Glück offen hatte. Tolle Landschaft, wenn man sich das Ganze in Trocken vorstellt. Wir habe ein paar Sachen zum Trocknen rausgehängt, das wird wohl nicht so geklappt haben. Aber wie das Schicksal so spielt, hat es in Laudres den ganzen Tag keinen Tropfen geregnet, so haben wir wenigstens trockene Sachen zum Anziehen.

 

Sonntag 14.06.1998 07:20

Km Stand 34750

Heute Nacht hat es mal nicht geregnet, aber wir sind in den Wolken, das heißt die Wolken sind noch ca. 100 m über uns. Endlich mal windstill und die Straßen sind abgetrocknet. Wir sind beide leicht verschnupft, das ist auch kein Wunder bei dem Wasserstand. Wir hoffen, daß wir schon ein Frühstück kriegen und auch gleich zahlen können, damit wir mal wieder auf die Piste kommen. So ein Kommentar zum Campingplatz, die Duschen und Toiletten sind na ja, sprechen wir nicht drüber. In der Zwischenzeit sind die Wolken vollends bis zum Boden. Das Frühstück klappt problemlos, nur mit dem Bezahlen haben wir so unsere Schwierigkeiten, wir müssen erst mal den Campingplatz Chef aus dem Bett werfen, so um 9:30 könnte der aber auch schon auf sein.

Das letzte Stück in Frankreich ist nochmals richtig naß, ich bin wieder mal gelb gekleidet. Genau an der Grenze nach Spanien hört der Regen endlich auf. Das Fahren macht bei annehmbaren Temperaturen um die 20° auch wieder richtig Spaß.

Beim Kilometerstand 35235 sind wir 40 km vor Castillon auf dem Campingplatz angekommen. Kurz vor Torschluß gehen wir noch in die Kneipe und essen Spaghetti, dazu ein Bier und einen Feierrabend Cognac. Wir sehen die größten Käfer, so ca. 7 cm lang und die bewegen sich, müssen wohl Hirschkäfer sein, so sehen die wenigstens aus, nur schwarz. Es ist jetzt 00:30. Der Start für morgen ist auf 9:00 angesetzt, weil das Kaffee da erst aufmacht.

Montag 15.06.1998 06:30

Wir wachen pünktlich auf, in der Nacht hat es zur Abwechslung mal wieder geregnet. Zuerst war es sehr warm, aber durch den Regen hat es sich abgekühlt. Der Platz ist leider etwas schief, so daß wir die Nacht leicht rollend verbracht haben. Ich ermittle in einem Selbstversuch, was "Ducha fria" heißt. Ich habe kalt geduscht. Aber mit frischen Klamotten am Leib fühlt man sich schon viel besser. Es ist jetzt 08:30 und demnächst geht es wieder los auf große Fahrt. Es ist jetzt 14:00 und wir beenden gerade unsere Mittagspause. Es regnet nicht, nur leichter Niesel. Es gab keinen fauligen Käse, den haben wir nämlich den Ameisen überlassen, Schinken, Baguette, und viel Gurken, natürlich Hengstenberg, man gönnt sich ja sonst nichts. Der Paß Mont Major neben dem Rastplatz ist 951 m hoch, da haben wir schon höheres gesehen. Wir kommen gegen unseren Plan immer mehr in Verzug, so daß wir beschließen, ein Stück der Strecke auf der Autobahn zu bewältigen. Roby vergißt, vor Valencia noch abzubiegen, so daß wir auf einmal mitten in der Stadt stehen. Da war wohl der Navigationspunkt falsch gesetzt. Stadtfahren macht nur wenig Spaß, vor allem im Süden. Es ist jetzt 22:05, das Zelt steht heute ungewöhnlich früh und es ist der erste Tag ohne Regenkombi. Der Kilometerstand hat in der Zwischenzeit 35819 km erreicht. Das Hinterteil ist in der Zwischenzeit auch eine Qual, so 10 Stunden jeden Tag auf dem schmalen Brett ist auch nicht so komfortabel. Der Po tut einem schlimmer weh, wie auf der letztjährigen Radtour. Der Wolkenstatus verspricht uns wieder eine feuchte Nacht. Das Nachtessen ist mal wieder richtig opulent, es gibt ein Twix für zwei und einen Schluck aus der Wasserflasche, nicht einmal ein Bier findet sich in unseren Vorräten. Die Bar und das Restaurant sind bestimmt toll, aber leider geschlossen.

 

Dienstag 16.06.1998 08:00

Das Wetter sieht mal wieder vielversprechend aus, die Wolken hängen sehr tief, es sieht stark nach Regen aus, aber bisher ist es trocken. Wir bauen das Zelt das erste mal seit Beginn unserer Tour trocken ab. Aber die Regenkleidung kommt trotzdem nach oben. Wir gehen auch morgens nicht zum Baden, obwohl wir direkt am Mittelmeer sind. Auf dem Weg von Canilles nach Abla machen wir um 11:10 eine kurze Pause. Wir fahren gerade durch ein Naturschutzgebiet, das zu 85 % von der EU bezahlt wurde, wie wir auf einem Schild lesen können. Es ist ein großer Pinienwald und es ist schon wieder relativ kühl, aber die Sonne scheint. Wir fahren über einen unbekannten Paß , der mindestens 2000 m hoch ist. Wir fahren durch die Wolken, das sieht aus wie dicker Nebel. Auf der Höhe sind Temperaturen knapp unter 10 °C und es ist sehr windig. Diese Strecke bei Sonnenschein wäre es wert nochmals gefahren zu werden. Weiter unten ist es dann wieder rund 20 °C warm aber stark windig. Und dann machen wir was völlig neues, es ist 12:55 und wir gehen Mittagessen. Der Wirt ist so freundlich gleich den Fernseher anzuschalten, allerdings so laut, daß wir uns nicht mehr richtig unterhalten können, außerdem verstehen wir sowieso kein Spanisch. Vorspeise sind Spargel, dann gab es seltsame weiche Pollo (Hähnchen) Teile in der Form von Kroketten, die wir mit Hunger runter drücken. Als Nachtisch gibt es noch einen Joghurt. Danach geht es flott weiter. Und jetzt, als bisherigen Höhepunkt unserer Tour - von 16:00 bis 16:30 ist Kaffeepause. Dann geht es aber weiter in Richtung Sierra Nevada. Bis das Zelt abends steht wird es aber dann doch wieder 20:50. Der Weg auf der Straßenkarte ist leider nicht geöffnet. Ich frage am Straßenrand eine Einheimische, die meint der Weg ist "mucho, mucho, mucho problematiko", aber ein Stück später sehen wir das selbst. Erstens ist der Weg mit einer Schranke abgesperrt und zweitens sind schon am Anfang die Spurrillen rund 40 cm tief und somit kaum von unseren schwer beladenen Enduros zu nehmen. Die in zwei Straßenkarten eingezeichnete Straße ist einfach nicht da, oder nicht mehr. Oben, auf ca. 2000 m Höhe ist es schon wieder recht kühl. Da wir auf der geplanten Strecke nicht weiterkommen, müssen wir eben eine Umweg von ca. 70 km fahren, den wir uns aber vereinfachen, indem wir auf die Autobahn gehen. Die heutige Strecke war, bis auf den Umweg sehr schön zu fahren. Heute haben wir keinen Tropfen Wasser abbekommen, da ist ein absolutes Novum. Hier in Granada hat es noch abends um 21:00 noch 25 °C warm. Der Campingplatz sieht auch nicht schlecht aus. Der Km Stand beträgt jetzt 36202. Wir genehmigen uns heute erst mal ein richtiges Abendessen. Zuerst gibt es eine gemischte Suppe, danach Seehecht und als Abschluß noch eine Kaffee solo (Espresso). Dazu trinken wir ein Fläschchen Rotwein aus der Riocha, da wir morgen einen gemütlichen Tag vor uns haben.

Mittwoch 17.06.1998

Um 06:30 wache ich auf, weil ich den Reisverschluß des Zelts höre. Ich drehe mich um und sehe Roby neben mir liegen. Ich springe sofort aus dem Zelt und renne den zwei Einbrechern nach. Die Zwei sind aber zu schnell für mich, da sie den Weg kennen und Slalom zwischen den Wohnwagen und Zelten machen, so daß ich den Sichtkontakt immer wieder verliere. Sie verschwinden schließlich durch einen Sprung über die Campingplatzmauer. Einer trug normale Kleidung, der Andere trug einen braunen langen Mantel und eine gelbe Schildmütze, also Achtung in Zukunft, ich halte alle Menschen mit gelben Schildmützen für Straßenräuber aus Granada. Nach einer kurzen Kontrolle unserer Wertgegenstände und Ausrüstung stellen wir fest, daß nichts fehlt. Ich ziehe mich erst mal an und nehme das große Messer an mich. So ausgestattet gehe ich zum Wächter des Campingplatzes und wir schauen uns gemeinsam die Spuren der Straßenräuber an. Die Zwei waren doch tatsächlich so frech nicht sofort abzuhauen, sondern hatten sich hinter einem Mauervorsprung versteckt und verschwinden erst jetzt, nachdem ich sie das zweite Mal gesehen habe. Wahrscheinlich wollten sie nochmals "einkaufen". Eine Meldung bei der Polizei lohnt sich nicht, da wir keine Verluste haben, das würde uns nur nochmals zusätzlich Zeit kosten. Zum Glück waren Sie so blöde, den Reißverschluß zu öffnen, so daß ich sie gehört habe. Nach dem Schock legen wir uns nochmals aufs Ohr, aber kommen natürlich nicht mehr zur Ruhe. Um 9:30 gehen wir erst mal Frühstücken und dann ziehen wir mit unserem Zelt erst mal in die Nähe vom Wachpersonal, denn nach unserer Planung wollen wir hier noch einen Tag verbringen. Unser alter Platz war sehr schön am Rand des Campingplatzes, in der Nähe eines neu gebauten Sanitärgebäudes und hatte sogar ein Sonnendach. Aber die Sicherheit geht vor.

Um kurz vor 13:00 starten wir zu unserer Erkundung der Sierra Nevada von der anderen Seite aus. Wir brauchen dringend eine Abkühlung. Den ganzen Morgen über haben wir mit Hilfe meines Kollegen Luis einen neuen Hinterreifen für Roby organisiert. Der Reifen wartet in Lissabon auf uns. Durch unseren Dolmetscher Luis klappte das. - Danke Luis -. Hier hat es in der Zwischenzeit um die 30 °C und wir freuen uns schon auf die Abkühlung in fast 3000 m Höhe.

Die Strecke ist echt toll, eine sehr gut ausgebaute Straße, neuer Belag und Kurven bis zum Abwinken. So 2000 m Höhenunterschied bewältigt man da in einem ständigen Wechsel von rechts nach links, kein Wunder, daß diese Strecke den Testfahrern von Bosch gefällt. Oben angekommen stehen wir wieder vor einer Schranke. Das erste Durchfahrt Verboten Schild haben wir noch übersehen, aber die Schranke ist dann doch zu deutlich. Aber das machen hier alle so, mindestens zehn Autos und gleich viele Motorräder stehen von dem Kiosk. Wir kaufen uns ein paar Datteln mit Nüssen, schmeckt lecker. Oben treffen wir ein paar andere Motorradfahrer. Zwei KTM Fahrer aus Schwäbisch Hall, einer davon hat die Strecke 1991 mal befahren, aber Ende August, da geht es auch mit Straßenmaschinen und viel Mut, offiziell war sie aber schon damals gesperrt. Die Zwei sind mit dem Autozug bis Frankreich gefahren, was rund 600 DM für Fahrer und Motorrad kostet. Verladen wird in Kornwestheim. Wenn man den 5:00 Zug nimmt kommt man am nächsten Morgen an und bekommt im Zug noch ein Frühstück. Anscheinend kann man in den Liegewagen auch ordentlich schlafen. Ein paar Schneewanderer erzählen uns, daß nach der übernächsten Kurve die Straße komplett schneebedeckt ist und außerdem weiter hinten mit Geröll bedeckt ist. Da wir noch ein bißchen Höhensucht haben, laufen wir zuerst die andere Straße ca. 2 km entlang, da wir aber kein Ende sehen, beschließen wir zu zweit auf meiner Suzi an der Schranke vorbeizufahren und mal sehen wie weit der Weg geht. Wir fahren so ca. 10 km bis die Straße an einem Radioteleskop endet. Wir machen schnell ein Bild und ziehen wieder ab, denn aus der Station kommt ein Mensch und sieht sich um. Wieder zurück an der Schranke reffen wir eine TT 600 Fahrer aus Dachau, mit dem wir uns sehr nett unterhalten. Er ist mit einem VW Transporter unterwegs der so eine Mischung aus Transporter für sein Motorrad und einem Wohnmobil ist. Wir unterhalten uns über unsere geplanten Touren und verstehen uns prächtig. Er ist ganz begeistert von der Alhambra, einem alten Araber Schloß in Granada.

Unsere Mittagspause fällt leider wieder mal spärlich aus, oben gibt es nichts zu essen und auf der Talfahrt halten wir an einem Restaurant an, wo wir für viel Geld zwei belegte Brötchen essen. Wir sind aber froh, eine kleine Pause zu haben und die Beine mal auszustrecken. Roby hat noch ein kleines Problem gehabt, eine Wespe im Helm. Dummerweise war ich schon vorausgefahren und konnte ihm deshalb nicht helfen. Aber Probleme sind da, um gelöst zu werden.

Auf der Rückfahrt fahren wir noch zu der Alhambra, der Parkplatz ist gebührenpflichtig. Da wir noch einen Parkschein lösen können gehen wir auch davon aus, daß die Alhambra noch zu besichtigen ist. Leider ist das nicht so, um 19:00 wird geschlossen und eine halbe Stunde vorher darf man nicht mehr rein. Da wir die Alhambra nicht sehen durften, durften diese Parkplatz Raubritter auch unsere Parkgebühren nicht sehen, wir machen eine kleine Abkürzung über den Gehsteig. Wir gehen noch schnell Tanken, was aber im Berufsverkehr einer Südspanischen Stadt auch mal länger dauern kann. Dafür bekommen wir Kettenspray, den wir dringend benötigen. Durch die anfänglichen Regentage war unser Verbrauch an Kettenspray bisher erschreckend hoch.

Um 20:00 sind wir zurück von unserer Sierra Nevada Tour. Der Kilometerstand beträgt jetzt 36325. Heute Abend ist noch etwas Körperpflege angesagt und ein kleiner technischer Dienst an den Motorrädern.

Donnerstag 18.06.1998 07:50

Das Wetter verwöhnt uns, es ist strahlender Sonnenschein und noch angenehm mild. Wir packen mal wieder unser Zeug zusammen.

Auf der Fahrt wird der Wind immer stärker und das Fahren durch die Hitze und den böigen Wind wird immer anstrengender. Unser Schlaf ist seit der Erfahrung mit den Straßenräubern auch nicht mehr der Beste, was zusätzlich Kraft kostet. Wir sind beide ziemlich geschlaucht. Und wieder gönnen wir uns ein Mittagessen. Als Vorspeise Schinken mit Melone und danach ein Spargelomelette. In der Gaststätte ist es schön kühl und ich ziehe erst mal die Stiefel aus, draußen wird man geröstet von der Sonne, vor allem in den Motorrad Klamotten. Auf der Weiterfahrt kommen wir durch ein Tal mit sehr vielen Störchen.

 

Um 21:00 steht unser Zelt, Kilometerstand 36779.Wir gehen erst mal duschen. Auf einem Schild lesen wir, daß das Wasser mittels Solaranlage aufgeheizt wird und deshalb nicht immer warmes Wasser kommt. Stimmt, das Wasser ist saukalt und die benötigte Dusche fällt entsprechend kurz aus. Der Campingplatz aus dem ADAC Führer in Algeciras gibt es leider nicht, so daß wir hierher ausweichen mußten. Wir hatten die Auswahl 60 km Autobahn zu fahren zum nächsten Campingplatz aus dem ADAC Führer oder diesem ziemlich vergammelten Platz nahe der Autobahn. Da wir beide ziemlich fertig sind, haben wir uns leider für diesen Platz entschieden. Nach der kalten Dusche essen wir noch unsere mittags gekauften Vorräte und setzen uns dazu an die direkt neben unserem Zelt vorhandene Bar. Zum Essen gibt es Bier, danach noch Pacharan (Schlehenlikör). Unsere Stimmung hat einen neuen Tiefstand erreicht. Die Fahrerei ist extrem anstrengend, vor allem bei dem Wind und die Nächte im Zelt sind nicht so erholsam, wie wir das brauchen würden. Unsere Stimmung erreicht heute den tiefsten Punkt. Tagsüber ist es sehr anstrengend wegen der Hitze und unsere Route ist auch nicht immer so leicht zu finden, dazu noch böigen, starken Seitenwind, das ist Stunde um Stunde Dauerstreß.

In der Nacht kühlt es dann angenehm ab. Wir hatten uns für Afrika mehrere Strecken vorbereitet und beschließen die kürzeste Afrikarunde mit 200 km zu fahren. Wir ziehen uns ziemlich schnell zum Schlafen zurück, aber die anderen Campingplatzgäste machen noch ein Lagerfeuer und hören sich dazu spanische Diskomusik an. Dann, endlich hört die Musik auf, allerdings fängt sie gleich darauf in dem Wohnwagen genau neben uns wieder an, wo der Barkeeper schläft, besser gesagt nicht schläft sondern, seinen Lärm macht. Wir schlafen aber dann doch ein, weil wir völlig erschöpft sind.

 

Freitag 19.06.1998 06:50

Wir machen Morgentoilette und danach packen wir unsere Fahrzeuge für unsere Afrikatour. Das Wasser ist wieder sehr kalt und wir sehen die Solaranlage, drei schwarze Kunststoffässer auf dem Dach, das ist alles. Es gibt schon wieder unser Reisefrühstück - eine Dose Cola. Wir haben es eilig den Campingplatz zu verlassen, da wir noch Schiffskarten kaufen müssen und uns da erst mal schlau machen müssen in Algeciras. Die Schranke am Campingplatz ist noch geschlossen, aber wir finden einen Hinterausgang, wo unsere Motorräder durch passen. Unsere Schiffskarten können wir in einem Reisebüro am Straßenrand kaufen, so weit hat es mal ganz gut geklappt. Wir beschließen zuerst die Fähre zu suchen und uns dann ein gemütliches Frühstück zu gönnen. Das mit dem Suchen klappt, leider mit dem finden nicht. Da wir in der Nebensaison unterwegs sind stimmt die gesamte Beschilderung Richtung Fähre nicht und wir nähern uns der Fähre in konzentrischen Kreisen. Aber schlußendlich finden wir sie doch noch. Allerdings fällt das Frühstück aus, was aber für uns nichts neues ist. Wir stehen in der Schlange, die aus drei Autos besteht, und wir am Schluß, als ein LKW erscheint. Dieser muß wohl unbedingt da durch, wo wir stehen, daneben sind allerdings 3 andere Fahrspuren völlig frei. Aber nein, der Fahrer besteht darauf, daß er genau durch diese, von uns versperrte Spur fahren will. Die junge Einweiserin ruft ihren Chef und dieser und der LKW Fahrer streiten bestimmt 20 Minuten miteinander herum, mit dem Ergebnis, daß der LKW Fahrer wartet, bis wir nach vorne zur Fähre fahren können. Das hat sich echt gelohnt, denn sonst wäre uns in dieser Zeit langweilig geworden.

Die Fähre ist echt fein, ein riesig großer Katamaran. Auch die Verladung der Motorräder klappt gut. Warum allerdings die Motorräder auf dem Seitenständer stehen sollen anstatt auf dem Hauptständer werden wir wohl nie erfahren. Oben im Aufenthaltsraum gibt es dann endlich unser wohlverdientes Frühstück. Das schmeckt echt lecker und wir genießen die Fahrt in der klimatisierten Fähre. Es herrscht ziemlich starken Seegang aber ein Kontrollblick auf unsere Motorräder beruhigt uns, alles im grünen Bereich und wir genießen die Überfahrt, die rund 45 Minuten dauert.

Und dann sind wir in Afrika, allerdings noch auf spanischem Gebiet. Es sind nur ein paar Kilometer bis zur Grenze nach Marokko. An der Grenze heißt es erst mal anstehen, schon auf der spanischen Seite. Es werden sämtliche Papiere kontrolliert und die Fahrgestell- und Motornummern aufgeschrieben. Und dann geht es weiter in die Schlange an der Marokkanischen Grenze. Es gibt fünf Schalter, die nacheinander aufzusuchen sind, allerdings nicht in der Reihenfolge eins bis fünf, sondern in einem anderen, uns bis heute unbekannten Schema. Nach geraumer Zeit gesellt sich ein "Fremdenführer" zu uns. Er erklärt uns, wie das an der Grenze abläuft, alles in deutsch. Er stellt sich als Mehmet vor. Zuerst gibt er uns einen Zettel, auf den müssen wir sämtliche Daten aus unseren Reisepässen übertragen. Erst mit diesem Zettel geht man dann zu Schalter drei. Wenn man Glück hat kommt man schnell dran und der Beamte hinter der Glasscheibe nimmt den Zettel, stempelt ihn ab, heftet ihn ab und tippt dann die ganzen Daten direkt aus dem Paß in seinen Computer. Die gelben Zettelchen dienen wohl eher zur Wandvergleitung oder so. Man bekommt natürlich dann einen anderen Zettel, mit dem man dann zum nächsten Schalter geht. Leider weiß ich die Reihenfolge nicht mehr, aber man muß die Motorradpapiere zusammen mit dem Reisepaß zeigen. Da ich meine grüne Versicherungskarte bekanntermaßen nicht dabei habe, erklärt uns Mehmet, daß wir eine Versicherung abschließen müssen. Dazu müssen wir allerdings an der ganzen Schlange vorbei, was aber keinen stört. Im Versicherungsbüro wird dann festgestellt, daß die grüne Versicherungskarte von Roby in Marokko nicht gilt, (Tip, in den durchgestrichenen Länderkürzel oben rechts auf der grünen Versicherungskarte gilt diese nicht) also schließen wir auch noch eine zweite Versicherung ab. Das kostet so rund 60 DM pro Motorrad und ist einen Monat gültig. Danach geht es dann zum nächsten Schalter, und zum nächsten. So vergeht dann rund eine Stunde mit warten und Paß zeigen, denn an jedem Schalter muß man den Paß zeigen. Mehmet hat uns in der Zwischenzeit davon überzeugt, daß wir eine Stadtführung durch Tetouan nicht versäumen sollten. Er fährt mit dem Taxi voraus und wir mit den Mopeds hinterher. Unterwegs, beim Fahren werde ich von einem Mopedfahren (Kleinkraftrad, 80erle) angesprochen, daß er eine ganz sichere Garage in Tetouan kennt und gleich noch eine Stadtführung mit machen kann. Genau davor hat uns Mehmet gewarnt und ich erkläre ihm, daß der Führer in dem Taxi vor uns sitzt. Daraufhin zieht er sich blitzschnell zurück. In Tetouan angekommen geht es durch verwinkelte Gäßchen in die Altstadt und dann tatsächlich in eine Garage in einem alten Haus. Mehmet versichert uns, daß seine Freunde, anscheinend sind hier alles seine Freunde, sogar wir, auf unser Hab und Gut aufpassen würden. Dabei haben wir sogar ein ganz gutes Gefühl. Die Stadtführung ist echt interessant, Obst- und Gemüsemarkt, Palast, Eselgarage, Gerberei und ein Teppichhändler, wo wir diese zwei berühmten Mitbringsel dann kaufen. Jeder kennt Mehmet. Wir sehen noch ein paar Moscheen, fünf Stadttore und viel altes Gemäuer. Dann endlich geht es essen, denn wir schleppen fast unsere gesamte Motorradkleidung mit uns herum und es wird immer wärmer. Das Essen findet in einem wunderschönen arabischen Restaurant statt, allerdings wird Mehmet immer ungemütlicher, ja er fängt an uns richtiggehend zu hetzten. Zu essen gibt es zuerst eine Gemüseuppe, dann kleine Spießchen, die richtig lecker sind und danach den Hauptgang Couscous, besser gesagt Hühnchen mit Grießbrei. Das ganze kostet dann 300 Dinar, was dann rund 60 DM entspricht. Das entspricht ungefähr einem Wochenlohn eines Arabers in Tetouan. Danach geht es in Windeseile ins Nachbarhaus, wo eine antike Apotheke nachgestellt ist. Der Apotheker zeigt uns die verschiedensten Mittelchen, wie Süßholz, Nelken und Kreuzkümmel. Alles die ist für alles gut. Aber der Hektiker Mehmet treibt uns schon wieder weiter und meint, daß wir zurück mit dem Taxi fahren sollten, auch das kostet nur ein paar Dinar. Kurz darauf kommt auch schon ein Taxi und auf der Rückfahrt stellen wir fest, daß wir den Weg wohl alleine nicht mehr gefunden hätten. Da es keine Straßennamen gibt, wäre die Orientierung sehr schwer gefallen und wir hätten nur den gleichen Weg zurücklaufen können, den wir gekommen sind. Das Taxi kostet auch nur ein paar Dinar, soweit stimmt wenigstens die Aussage von Mehmet. Aber dann geht es los, die 20 DM von Mehmet, die er uns an der Grenze genannt hatte, werden schnell mehr, und wir sollen ihm noch was für die fünf Kinder geben und für seinen Esel oder was weiß ich den sonst noch. Auch ein kleines Trinkgeld für die Freunde in der Garage wird als angemessen betrachtet, zumindest von den Marokkanern, weniger von uns. So gebe ich noch einen eine 20 DM Schein, allerdings hat Roby vorne an der Garage schon bezahlt. Wahrscheinlich sind die ganzen Berber, so bezeichnen sie sich selbst, danach erst mal einen draufmachen gegangen, denn den Wochenlohn haben sie ja von uns bekommen. Mehmet ist so nett und erklärt uns noch wie wir aus der Stadt finden. Vorne rechts und dann immer gerade aus. Allerdings gibt es dort keine Straße, die geradeaus führt und so verlassen wir uns auf unseren Orientierungssinn und fahren in Richtung Sebta und tatsächlich sind wir auf dem richtigen Weg nach Ceuta, denn auf arabisch heißt Ceuta Sebta. Die weitere Fahrt bis Ceuta verläuft problemlos. Erst an der Grenze wird es nochmals spannend, denn wir sind ja in der Zwischenzeit mit Teppichen beladen. Es stellt sich auch gleich wieder ein Führer ein, der uns über die Grenze helfen will. Aber wir haben den gelben Zettel schon ausgefüllt in der Tasche und wissen, daß man hier mit dem Schalter zwei anfängt, dann fünf und den Rest einfach ausläßt. Also sage ich das dem "netten Helfer" auf deutsch, englisch und spanisch was ihn aber nicht abhält weiterhin neben mir rumzustehen. Aber meine schwäbischen Argumente versteht er dann doch noch und er zieht von dannen. Vor dem Grenzbalken werden wir herausgewunken und ein junger Grenzbeamte will nochmals unsere Papiere sehen. Ich bin etwas erschrocken, nicht daß dies die Folge von meiner schwäbischen Argumentation ist. Aber dem ist nicht so, sondern die Fahrzeugdaten werden nur nochmals erfaßt und der junge Grenzer uns sein älterer Kollege unterhalten sich in englisch mit uns und wir scherzen richtiggehend herum. Daß die Kontrolle nicht unnötig ist, sehen wir daran, daß ein paar Motorradrahmen neben der Baracke stehen. Der ältere Grenzer sieht genau so aus, wie Omar Sharif in seinen besten Tagen. Nach der Grenze geht es vollends problemlos bis zur Anlegestelle der Fähre. Allerdings müssen wir noch ca. eine Stunde warten, bis die nächste Fähre kommt. Wir fahren ganz nach vorne und warten auf die Fähre. Das Handy funktioniert hier ganz toll und wir rufen die Heimat an. So nach und nach füllt sich die Warteschlange vor der Fähre und wir stellen uns dazu in die Reihe. Und dann werden wir gefragt, ob wir die Bordkarten schon hätten, haben wir natürlich nicht. Er weist mit der Hand in Richtung des Einloghäuschens. Daran sind wir gar nicht vorbei gekommen, sondern haben eine Hintereingang in den Hafen gefunden. Ich fahre querbeet über eine großen Parkplatz, so ca. zwei km und erhalte dort dann auch problemlos die Bordkarten für die Fähre. Kurz danach läuft die Fähre auch schon ein und wir freuen uns auf europäischen Boden. Die Rückfahrt ist genau so problemlos wie die herfahrt und unsere Zweiräder werden vom gleichen Einweiser festgebunden wie auf der Herfahrt, schön bekannte Gesichter zu treffen. Auf der Rückfahrt machen wir dann weitere Schlachtpläne, denn wir waren bisher noch nicht auf dem Felsen. Also fahren wir gleich nach dem Anlegen zum Felsen. Und schon hat man wieder eine Grenze vor sich, denn Gibraltar ist Britisches Hoheitsgebiet. Als wir oben im Park von Gibraltar ankommen sehen wir nur ein Schild, auf dem steht, daß das Parktor um 22:00 geschlossen wird, das Kassenhäuschen ist nicht mehr besetzt und wir sparen uns jeder sechs BPF. Wir heizen durch das Naturschutzgebiet, ohne auf andere Menschen zu stoßen. Nur Möwen und die berühmten Gibraltaraffen sind zu sehen. Da es so schön leer ist, kann man auch Einbahnstraßen falsch herum fahren und an den Sperrschildern fahren wir einfach vorbei. Aber langsam wird es auch hier oben dunkel und wir müssen uns auf den Heimweg machen. Bei der Ausreise aus Großbritanien stehen wir wieder mal an der Grenze, bis uns dann ein netter Mensch sagt, mit den Motorrädern kann man doch an der Schlange vorbeifahren, stimmt, so geht es viel schneller. Dann geht es aber auch schon schnurstracks auf den Campingplatz zurück. Als wir ankommen ist es 22:50 und der Tacho zeigt Kilometerstand 36957. Wir sind beide total erschöpft. Aber ein wohlverdientes Feierabendbier genehmigen wir uns noch. Dann noch eine zweite Runde und eine Pacharan und dann zügig ins Zelt. Die Abendtoilette entfällt ersatzlos.

 

Samstag 20.06.1998 07:30

Wir kommen schon vom Zähneputzen und verschwinden von diesem Campingplatz so schnell als möglich. Die ganze Fahrt über hat es sehr starken, böigen Wind, so daß wir zeitweise im zweiten Gang dahergekrochen kommen, weil wir es uns nicht getrauen schneller zu fahren. Selbst bei rund 30 km/h braucht man die halbe Straße. Insbesondere mit meiner leichten, kopflastigen Suzi habe es schwer. Aber jetzt hat der Wind plötzlich aufgehört. Wir sind in Richtung Portugal unterwegs und wollen Sevilla auf kleinsten Sträßchen umfahren. Sogar eine Fähre haben wir eingeplant. Der Scout fährt auch zielsicher in die richtige Richtung und wir fahren auf gemäßigter Endurostrecke durch die Landschaft. Es wird von Stunde zu Stunde wärmer. Der Fluß Guadaquivir ist nur in Sevilla oder über diese kleine Fähre zu überwinden. Wir fahren und fahren, aber die Fähre ist nirgendwo zu sehen. Als ich die Straßenpfosten genauer betrachte, sehe ich, daß wir diesen in aufsteigender Reinefolge folgen. Da ich weiß, daß in Spanien alle Straßen zentralistisch angelegt sind, vermute ich langsam, daß wir in die falsche Richtung fahren. Daß der Fluß auf der rechten Seite liegt, macht mich zusätzlich stutzig. Als wir dann das Provinzschild Cadiz erreichen, bemühe ich mich Roby einzuholen und muß dazu ein wenig über die Piste heizen. Endlich bringe ich ihn zum stoppen. Am Horizont ist ein riesig großes Gebäude zu sehen, aber bei näherem hinsehen erkennen wir, daß es sich um einen Ozeanriesen handelt, also sind wir beinahe am Meer angelangt und definitiv falsch gefahren. Am Ufer versuche ich mich mit ein paar Fischern verständlich zu machen und mich nach dem richtigen Weg zu erkunden. Alle sechs sind sehr freundlich und reden alle gleichzeitig auf mich ein. Daß ich nur ein paar Brocken spanisch kann ist denen wohl egal. Aber ich rede mit Händen und Füßen und denke, daß sie mir den richtigen Weg erklärt haben - und er ist tatsächlich richtig - wir kommen weg von den Erdstraßen auf richtige Teerstraßen und die werden immer breiter. Bei dem ersten Schild norden wir uns frisch ein und stellen fest, daß wir uns ca. 50 km in die falsche Richtung bewegt haben.

Dafür belohnen wir uns mit einem warmen Mittagessen, wobei die Temperatur im Restaurant angenehm kühl ist.

Also beschließen wir die verlorenen Kilometer auf der Autobahn zu kompensieren. Und schon rasen wir mit einem 120 er Schnitt auf Sevilla zu. Auf der Autobahn liegt ein verlorener LKW Reifen, den ich erst sehr spät als dreidimensionales Hindernis erkenne und bin danach für Stunden wieder hellwach. Die Autobahn ist auch noch kostenpflichtig und so werden wir noch ein paar Peseten los. In Sevilla ist der Verkehr für Motorradfahrer in der Mittagszeit unerträglich. Es hat 42 °C und die Sevillianer fahren wie die geisteskranken. Kreisverkehr falsch herum ist kein Problem. Wir wollen bloß schnell raus hier. Die Durchfahrt klappt dann auch ohne daß wir uns verfahren und Umwege machen, da ich mich noch ein Bißchen auskenne. Auf der Schnellstraße von Sevilla zur portugiesischen Grenze kommen wir an einem Unfall vorbei. Auf gerader Autobahn ist ein älterer Mann einfach über die Leitplanke in den Acker gefahren, die Sannis sind schon da und wir fahren schnell an dem Unfall vorbei. Bis zur Grenze geht es weiter im 120 er Schnitt. Der Wind kühlt selbst bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr und wir machen ein paar mal Trinkpause an Tankstellen, wo es kaltes Mineralwasser gibt. Die Grenze passieren wir ohne weitere Vorkommnisse und fahren die Landstraße N125 an der Algarve entlang. Das lohnt sich absolut nicht, da man das Meer kaum zu Gesicht bekommt wegen der Steilküste. Deshalb gehen wir so bald als möglich wieder auf die Schnellstraße zurück, da wir ohnehin schon spät dran sind. Unser Ziel ist der nächstgelegene Campingplatz am Capo de Sao Vicente, dem Südwestlichsten Punkt von Europa. Die Suche nach dem Campingplatz ist wieder mal etwas länger, aber wir finden ihn wenigstens.

Es ist jetzt 21:30, Kilometerstand 37614, das waren wohl bisher die meisten Kilometer an einem Tag, aber auch das läßt sich noch überschreiten, bei unserem Talent. Auf dem Platz ist es recht ruhig und wir gehen gleich nach dem Zelt aufstellen zum Duschen. Der Platz liegt schön in einem Pinienwald und hat Sandboden. Nach der Dusche gehen wir noch ins Restaurant vom Campingplatz. Wir essen Krabben mit Knoblauchsoße, ist viel und schmeckt viel gut. Dazu gibt’s es heute zur Belohnung mal was richtiges zum Trinken. Zuerst mal ein Bier gegen den Durst und danach zum Essen ein Fläschchen Rotwein. Wir sitzen gemütlich zusammen, als unser Zeltnachbar, auch ein Motorradfahrer, sich zu uns setzt. Wir plaudern ein bißchen zusammen und werden auf einmal in bayrischem Dialekt angesprochen und unser "Bekannter" aus Dachau steht mit seiner Freundin vor uns. Das Wiedersehen muß natürlich gefeiert werden und wir trinken noch ein paar Schluck Wein zusammen. Überdies ist es Zeit die Kneipe zu schließen und wir ziehen uns zurück. Unser Dachauer lädt uns noch zu seinem Wohnmobil ein und wir saugen dort noch zwei Flaschen Rotwein aus. Zum Glück hat der nicht mehr dabei, sonst wäre die auch noch fällig. Wir sind nach Genuß des Weines richtig schön müde und ziehen uns in unser Zelt zurück.

Sonntag 21.06.1998 08:30

Wir sind noch müde vom Vortag, haben aber für heute auch schon wieder ein Programm und sind deshalb auch schon wieder am Zusammenpacken. Wir dachten, daß wir um 9:00 am Campingplatz vorne ein Frühstück bekommen könnten, aber leider macht der Kiosk nicht auf, obwohl die Öffnungszeit auf dem Schild 9:00 sagt. Na ja, dann gehen wir halt wie üblich ohne Frühstück auf große Fahrt. Am Capo de Sao Vicente gehen wir erst mal ans Meer. Wir müssen unzählige Stufen runter gehen, bis wir endlich die kleine Sandbucht erreichen. Das Meer ist friedlich und die Bucht gehört uns alleine, aber außer Muschel sammeln kann man da nicht viel machen und wir ziehen uns bald wieder zurück. Das Hochlaufen ist in den Motorradklamotten ziemlich mühselig. Wieder oben angelangt nützen wir die Gunst der Stunde und fahren ein Bißchen Enduro, da weit und breit kein Mensch zu sehen ist. Dann geht’s auch schon weiter zum Capo de Sao Vicente. Dort ist ein Leuchtturm und davor sind die verschiedensten Verkaufsstände. An einem gibt es so was ähnliches wie Donuts und Kaffee, was wir uns natürlich gleich gönnen. Die Teilchen schmecken echt gut, so daß wir noch eines essen. Dann geht es weiter in Richtung Lissabon. Die Teilchen liegen uns die ganze Zeit über im Magen. Wir umgehen die großen Straßen und sind guter Stimmung, denn heute ist die Etappe mal nicht so lang. Wir kommen zügig voran bis Lissabon, da wir wieder die Autobahn benutzen. Schon rund 20 km vor der Stadt wird der Verkehr immer dichter und der Hunger immer größer. Dummerweise ist vor Lissabon aber nur ein Rasthof, und an dem fahren wir, mangels besseren Wissens, vorbei. So bleicht uns nur die Hoffnung, daß wir bald am Campingplatz ankommen. Ab dem Autobahnende wir die Verkehrssituation immer schlimmer und wir stehen im Mittagsstau von Lissabon, da wir über die einzige Brücke über die Bucht müssen. Da ist die Fahrerei wieder mal richtig anstrengend, da Fahrspuren hier wohl nur als Empfehlung gelten. Wir kommen aber doch ungeschoren durch die Stadt und fahren in Richtung Campingplatz Schild. Wir finden nach zweimaligem Nachfragen dann auch einen Campingplatz, das ist wohl ein anderer, als der ausgesuchte, aber egal, wenn es nur Feierabend ist. Es ist ein älterer Stadtcampingplatz, aber die Sanitäranlagen sind i. O. und die Plätze sind im Schatten von kleinen Pinien. Es gibt auch einen kleinen Supermarkt, wo wir uns mit neuen Vorräten eindecken können. Heute waren es mal nur 300 km, da ist man noch richtig fit am Abend. Genau abgelesen ist der Kilometerstand 37959 und es ist erst 18:00 und das Zelt ist schon aufgebaut. Zetzt gibt es erst mal ein Feierabendbier und einen intensiver Toilettenbesuch. Die Teilchen von heute morgen liegen uns beiden im Magen und wir haben Durchfall. Ich etwas mehr als Roby. Nichtsdestotrotz gehen wir heute abend noch essen. Die Hausapotheke wird’s schon richten. Roby verzichtet auf das Abendessen wegen seinem Magen. Aber die allgemeine Lage ist ganz gut. Nach dem Essen legen wir uns gleich schlafen. Die Nacht wird dann nochmals spannend. Die ganze Nacht über bläst ein orkanartiger Wind. Wir müssen unser Zelt vollständig abspannen, das heißt mit acht zusätzlichen Spannschnüren und doppelten Heringen sichern. Da ist der Schlaf natürlich auch nicht so erholsam.

Montag 22.06.1998 08:05

Wir sind bereit für unser nächstes Projekt, dem Expobesuch. Wir beschließen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lissabon rein zu fahren. Zuerst mit dem Bus, dann Vorortzug und dann noch Metro. Das klappt alles sehr gut, besonders die Zugfahrt ist toll. In einem alten Vorortbummelzug geht es entlang der Küstenlinie mit wunderbarer Aussicht auf das Meer. Wir sind beide richtig begeistert, wie gut das klappt. Da wir kein Wort Portugiesisch können hätte das auch schwieriger werden können. Die ganze Fahrerei ist sehr billig, 3 Mark für den Bus, 4 Mark für Hin- und Rückfahrt im Zug und das Tagesticket in der Metro 2 Mark.

Auf der Expo angekommen sehen wir im Programm, daß gleich im ersten Gebäude, der Zukunft gewidmet, eine Show läuft und wir stellen uns in die Warteschlange davor. Wir haben keine Ahnung auf was wir warten, es stellt sich aber als richtig sehenswert heraus. Die Show ist eine Mischung aus Artistik und Technik. Es wir viel mit Licht und Tüchern gearbeitet so daß man immer wieder über die Effekte verblüfft ist. Das Motto der Expo im Jahr 1999 ist das Meer, Ozean und Wasser. Die Ausstellungen der verschiedenen Länder sind sehr unterschiedlich vom Niveau. Gut gefallen haben uns die Ausstellungen der Stand der Europäische Union, der deutsche Beitrag war auch recht ansprechend gemacht. Der Besuch auf dem Messetower war auch ganz interessant, man hat da eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht und die neue Hängebrücke. Es sind aber unzählige Länder vertreten, bei denen sich der Besuch überhaupt nicht lohnt. Wir waren übrigens auch im Stand von Marokko und wollten eine Pfefferminztee trinken, was natürlich nicht geklappt hat, haben wir uns aber gleich gedacht, nach unseren Erfahrungen von Marokko. Leider konnten wir einige interessante Stände nicht besuchen, z. B. USA und Japan. Die Auswahl der lohnenden Stände ist recht einfach, immer in die langen Schlangen stehen, dann loht es sich auch. Von dem Aquarium, da in den Nachrichten in den hellsten Tönen gelobt wurde, waren wir allerdings recht enttäuscht. Es ist zwar schön anzusehen und riesengroß, aber es sind kaum Hinweise angebracht, welche Fische man sieht. Nur eine grobe Untergliederung in Atlantik und Pazifik ist leicht ersichtlich. Wir trinken und essen immer wieder mal was zwischendurch und die Zeit vergeht wie im Flug. Auf dem Weg zu den Außenausstellungen im Hafen, Kriegsschiffe und alte Segelschiffe, hören wir die Durchsage, daß die Stände in Kürze schließen werden. um 20:00 werden auch nach und nach die Türe zugemacht. Aber wir haben so langsam auch genug und machen uns auf den Heimweg. Die Heimfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klappt wieder so reibungslos wie die Herfahrt. Zurück in Cascais beschließen wir mal so richtig gut essen zu gehen. Wir gehen in ein richtig gepflegtes Lokal und essen Fisch. Wir wissen zwar nicht wie der Fisch heißt, aber wir wollen ja nicht mit ihm sprechen, sondern ihn essen. Das Essen ist richtig lecker. Dazu gibt es noch ein Fläschchen Weißwein zu den roten Fischen und als krönenden Abschluß noch einen Brandy. Den Brandy nehmen wir wegen der Zeremonie, die darum gemacht wird. In Spanien und Portugal wird auch hervorragender Branntwein als Brandy klassifiziert, denn als Cognac wäre der Steuersatz um ein mehrfaches höher. Das Glas ist riesengroß und der Kellner gießt zuerst einen ganz kleinen Schluck Brandy hinein, dies wird dann angezündet um das Glas anzuwärmen. Dann kommt ein ordentlicher Schluck für uns hinein. Es ist auch faszinierend, wie korrekt, aber doch herablassend die Kellner uns Behandeln. Wir sitzen wieder mal in kurzen Hosen und T-Shirt unter den Krawattenträgern. Aber das sind wir zwei schon gewohnt. Als die Rechnung kommt, bekommen wir dann doch etwas große Augen, alleine der Brandy kostet mehr als normalerweise ein Mittagessen. Aber egal, man gönnt sich ja sonst nichts. Die letzten paar Kilometer zum Campingplatz nehmen wir uns dann ein Taxi. Das kostet dann dafür nur so viel wie die Herfahrt im Bus. Um 0:30 sind wir wieder wohlbehalten bei unseren Maschinen. So richtig müde fallen wir dann gleich in die Kojen.

Dienstag 23.06.1998 08:00

Wir sind nicht so bald aufgestanden, da wir von gestern noch ein bißchen müde sind. Wir packen in aller Gemütsruhe zusammen und fahren dann los zu einem weiteren Zielpunkt unserer Reise, das Capo der Roca, der westlichste Punkt Europas. Sehen kann man nicht viel davon, das Meer sieht hier überall gleich aus, aber wenigstens eine Hinweistafel hat es gereicht. Heute fahre ich in Jeans, da es recht warm ist und mir mein Hinterteil echt zu schaffen macht. Das Wetter verwöhnt uns mal wieder mit Sonne, allerdings wird es gegen Mittag schlechter, denn wir fahren in einer Nebelschicht. Die Fahrerei ist auch wieder ziemlich stressig, da wir uns nur auf schmalen Nebenstraßen bewegen. Unsere Karte ist viel zu grob, hier sollte man normalerweise als Motorradfahrer Wanderkarten benutzen. Besonders schwierig ist es eine Route zu verfolgen, da die Straßenschilder total uneinheitlich sind. Bei den Straßen wird nicht immer das gleiche Ziel angegeben, sondern einmal ist der nächste Ort angegeben, das nächste mal wieder ein Ort, der 200 km entfernt liegt. So wird die Orientierung ziemlich schwierig. Die Straßenschilder sehen auch in jedem Ort anders aus, nicht wie bei uns in Deutschland, daß Straßenschilder gelb sind usw. sondern die Farbgebung und Größe ist immer wieder unterschiedlich, so daß wir fast jedesmal anhalten müssen, schauen ob das ein Straßenschild ist oder eine Werbung und uns dann an Hand des angegebenen Ortes neu orientieren. Hier werden auch nicht die Straßennummern auf den Schildern angegeben, was uns in Frankreich sehr positiv aufgefallen ist. Unterwegs versuchen wir eine bessere Landkarte aufzutreiben, aber an Tankstellen wird nur Benzin verkauft und sonst finden wir auch nicht das richtige Geschäft. Es ist ziemlich anstrengend, wenn man an jedem Wegpunkt anhalten muß, Hauptstraße und Nebenstraße sind nicht voneinander zu unterscheiden. Hier im Hinterland rechnet niemand mit Gegenverkehr, einmal fährt Roby schön außen am Straßenrand und kommt gerade noch an einem voll beladenen Holzlastwagen vorbei, der mitten auf der Straße um die Kurve kommt. Mit diesem Wissen, wird die Fahrerei immer anstrengender. Heute sind wir wenigstens verpflegungsmäßig auf dem richtigen Weg. Zur Mittagszeit gehen wir Mittagessen, es gibt gegrillten Lachs, allerdings ist der etwas trocken, da es keine Soße dazu gibt. Unbeirrt ziehen wir weiter unsere Wege und kommen mit der Zeit immer besser zurecht, vielleicht liegt es auch daran, daß der Verkehr so weit nachläßt, daß wir nur noch alle 1/2 Stunde einem Fahrzeug begegnen. Spannend wird es allerdings mit der Tankerei, so langsam zeigt der Tageskilometerzähler die magischen 300 Km an, bei denen man langsam ans tanken denken sollte. Aber dann finden wir doch noch eine Tankstelle. Wir beschließen in der nächsten Kneipe noch eine kleine Rast zu machen, bevor wir weiterfahren. Dies ist aber gar nicht notwendig, da wir ein Campingplatz Schild sehen und sofort darauf losfahren. Hier im Hinterland von Portugal, in Gois, landen wir auf einem Campingplatz mit belgischer Führung und können auch gleich mal wieder deutsch sprechen. Der Platz liegt sehr schön über dem Ort, ist ziemlich leer und wir genießen die warme Dusche. Auch Toilettenpapier ist vorhanden, das ist hier nicht selbstverständlich. Nach der Dusche wollen wir unsere Wäscheleine spannen, es gibt aber nur einen Baum. Also nicht lange gefackelt und ein Motorrad daneben stellen, damit die Wäscheleine spannen geht. Dabei werfe ich meine Kiste dann glatt um, im feuchten Gras bin ich ausgerutscht und das Moped liegt auf mir. Aber es ist nichts passiert, den Spiegel wieder hingebogen und alles ist wieder klar. Danach fragen wir die Chefin, wo wir noch was zu essen bekommen können. Sie verweist und auf das Restaurant des Tennisplatzes am anderen Ende des Ortes. Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang dorthin und unterhalten uns mit Händen und Füßen mit dem Wirt. Am Nachbartisch wird der Dorfarzt auf unsere Sprachbarriere aufmerksam und unterstützt uns in einem Kauderwelsch aus englisch, portugiesisch und französisch. Ab wir kommen gut zurecht und essen sehr preiswert, für zwei Personen mit Vorspeise um umgerechnet 14 Mark. Der Campingplatz ist auch sehr günstig, 13,20 für 2 Personen, 2 Motorräder und ein Zelt. Wir kommen so um 0:30 von unserem Abendessen zurück und verkriechen uns ins Zelt. Der Kilometerstand beträgt jetzt 38336.

 

Mittwoch 24.06.1998 07:30

Wir sind beide recht verstochen, heute waren wohl ein paar Schnaken mit im Zelt. Übrigens ist heute das Zelt das erste mal seit langem nicht voller Kondenswasser. Mein Hinterteil tut immer noch ordentlich weh. Das lange Sitzen auf dem schmalen Sattel meiner Enduro ist nicht so bekömmlich, besonders am Steißbein tut es im Sitzen weh. Es hat jetzt so um die 18° und Hochnebel, aber die Sicht ist noch ganz gut. Wir sind jetzt auf dem Weg in die Sierra de Estrella und die Straße gehört uns. Die Strecken zwischen den Ortschaften werden immer größer und der Verkehr beschränkt sich auf einzelne Autos. Der höchste Punkt den wir erfahren ist 1991 m hoch. Dort ist ein aufgelassener NATO Stützpunkt mit Radaranlage zu sehen, heute wird dort allerdings nur noch Schafskäse und Schaffelle verkauft. Bei der Fahrt ins Tal kehren wir in einem Luxushotel ein zum Mittagessen. Es gibt Suppe und dünnes, gebratenes Fleisch. Allerdings sieht der Laden besser aus, als die Küche ist. Aber trotzem nicht schlecht, so die Klasse gutbürgerlich. Auch der Preis ist in Ordnung. Der Vormittag verläuft weiterhin glatt. Aber um die Mittagszeit herum wird Robys Africa Twin in Guardia entjungfert. Auf einem Sandfleck rutscht das Vorderrad weg und Roby liegt neben seiner Maschine. Zum Glück ist nichts weiteres passiert. Roby ist wohlauf, die Kleidung an allen Stellen dicht und nur ein paar Kratzer an der African und an den Koffern. Das ging nochmals glimpflich aus. Danach fahren wir dann weiter. Da ganze ist nur passiert, weil die Beschilderung wieder mal miserabel ist. Wir fahren aber gleich weiter. Es geht auch zügig weiter voran und wir finden um kurz nach 18:00 einen Campingplatz. Der Platzt gehört uns, denn nur ein Wohnwagen ist noch hier. Der Campingplatzladen wird extra für uns aufgemacht, damit wir unser wohlverdientes Feierabendbier kaufen können. Wir sind froh, daß wir auf dem Heimweg sind, die ganze Sache ist doch recht anstrengend und in letzter Zeit hatten wir nicht so viel Glück. Der aktuelle Kilometerstand beträgt jetzt 38639, also waren es heute nur rund 300 Kilometer, aber diese alle auf kleinsten Nebenstraßen, teilweise nicht geteert. Die Straßen und die Landschaft sind hier recht schön, nur die anderen Verkehrsteilnehmer sind recht unangenehm. Motorräder werden prinzipiell überholt, anscheinend ist man hier nicht gewohnt, daß ein Zweirad schneller als 50 km/h läuft. Vom Straßenbelag her, empfiehlt es sich hier eine Enduro zu benutzen, man kann den Federweg schon ausnützen. Aber wie schon gesagt, Portugal ist kein Motorradfahrerland. Das Wetter sieht schon wieder leicht unfreundlich aus, es hängen wieder mal viele Wolken am Himmel. Wird schon halten, wettermäßig können wir uns die letzten Tage nicht beklagen. Nach einem kleinen technischen Dienst an den Mopeds ziehen wir uns ins Zelt zurück. Wir sind recht müde, aber das schlafen wird uns nicht einfach gemacht. Die nächste Lampe geht immer wieder an uns aus, so daß es einem vorkommt als wäre es ein Blinklicht, aber das geht ja noch. Dummerweise ist anscheinend auch noch Manöver und auf dem Feldweg, direkt neben unserem Zelt, fahren in der Nacht so ca. 50 schwere LKW' s entlang. Da ist das "Donnern" im Hintergrund gar nicht mehr so schlimm.

Donnerstag 25.06.1998 07:30

Wir sind etwas später aufgestanden als geplant, was aber nach dieser Nacht verständlich ist, erst so um 5:00 hörte der Lärm auf. Es ist recht kühl und das Zelt ist voller Kondenswasser. Zum Glück haben wir bereits am Abend bezahlt und können nach dem Packen sofort losfahren. Unserer schon legendäres Colafrühstück mit Keksen hilft uns auf die Beine. Aber was noch viel hilfreicher ist, heute werden wir Portugal verlassen. Schon um 10:00 gehen wir in ein Kaffee und gönnen uns erst mal einen Espresso, eine Cola und ein paar kleine Teilchen, die noch warm sind. Es schmeckt echt lecker, so daß wir gleich noch ein paar holen. Auch ein warmes Mittagessen gönnen wir uns noch. So langsam stimmt wenigstens der Ernährungsparameter wieder. Wir kommen zügig voran und freuen uns riesig, als wir das Grenzhäuschen sehen. Das letzte Stück in Portugal war nicht mal so übel, denn wir sind nur noch auf größeren Straßen gefahren, wenn man zügig fährt (immer schneller als die Autos) geht das ganz gut. In Spanien dann haben wir ganz neu gebaute Straßen unter den Rädern. Die EU - Subventionsschilder sind fast so groß wie die Straßen breit sind. Natürlich sind diese Straßen noch nicht in unserer Landkarte verzeichnet, aber da man den Straßenverlauf bis zum Horizont verfolgen kann finden wir den Weg problemlos ohne Schilder. Unser Ziel ist heute Valencia de Don Juan, ja, genau der Don Juan mit den vielen Frauen. Seine Burg ist aber nur noch in Resten erhalten. Dafür gibt es an dem Fluß unheimlich viele Störche, daher wahrscheinlich seine unheimliche Wirkung auf die Frauen. Nach dem Aufbauen des Zeltes wollen wir noch was essen, aber am Campingplatz ist nur eine Bar mit Getränkeverkauf. Wenigstens ein Feierabendbier gibt es dann. Mit der Begleitung einer Böllermaschine, in den nahen Weinbergen, besser gesagt Weinfeldern, trinken wir unser Feierabendbier. Der Campingplatz ist recht leer. Wir entschließen uns, die drei Kilometer zum Ort zu laufen. Zuerst dachten wir, daß wir der Straße entlang laufen müssen, haben dann aber doch noch einen Feldweg gefunden, der zum Ort führt. Leider finden wir in der ganzen Ortschaft kein Lokal, was so aussieht, daß man rein gegen will. Nach einem kurzen Trink ziehen wir mit leerem Magen wieder zurück. Auch der Geldautomat ist nur schwer zu finden. Bisher hatten wir noch nie Probleme einen zu finden, aber hier gibt es anscheinen im ganzen Ort nur einen. Wir müssen das wissen, denn wir sind den ganzen Ort mindestens zwei mal abgelaufen. Also gehen wir wieder mal mit leerem Magen ins Bett, aber wir sind das ja schon gewohnt. Die Böllermaschine hat in der Zwischenzeit aufgehört, was und gar nicht stört.

Es ist jetzt 22:50 und wir ziehen uns zurück, da wir morgen um 7:30 aufstehen werden.

 

Freitag 26.06.1998 09:00, Kilometerstand 39026.

Der Tag beginnt mit einer Totalverweigerung, wir stehen erst um 9:00 auf. Dann haben wir auch gleich eine Begegnung mit dem Campingplatz Hektor, denn wir sollen unsere Wäscheleine abbauen. Die haben wir nämlich zwischen einem dünnen Bäumchen und einer Laterne mit Eisenfüßen gespannt. Hektor gibt uns zu verstehen, daß wir die Wäscheleine abbauen sollen. Ich sage ihm, daß wir ja sowieso in 20 Minuten abfahren und die Leine die ganze Nacht gehalten hat. Als wir vom Duschen zurückkommen, hat er die Wäscheleine an der Laterne abgemacht. Und wir dachten, daß er Angst um sein Bäumchen hat. Na ja, der ärgert uns bestimmt nicht mehr lange, denn wir schnattern nach unserem schon berühmten Colafrühstück dann los.

So langsam wird es bei uns auch gemütlicher, denn wir gehen erst mal Frühstücken. So ein Kaffee am morgen ist kein Fehler, wenn dabei auch noch ein paar Scheiben Brot und Butter und Marmelade liegen paßt es dann vollends ganz. Und wenn man einen Tag schon gut anfängt, soll man auch so weitermachen und wir gehen zum Mittagessen in ein tolles Hotel. Zur Vorspeise gibt es Spargel, dann einen Merluzza (Seehecht) und ausnahmsweise auch einen Schluck Rotwein dazu. In der Rioja gibt es ganz hervorragende Weine, da sollte man einfach nicht mehr fahren müssen. Das Essen war sehr gut und der Service ebenso, jeder Tisch seinen eigenen Kellner. Dann geht die Fahrt weiter in Richtung Heimat. Kurz vor Burgos muß ich dann einen Nothalt einlegen. Eine Biene war blinder Passagier in meinem Helm, was ich natürlich nicht zulassen kann. Das ist dann doch immer wieder ein spannendes Erlebnis. Roby freut sich darüber, denn jetzt kann er leichter erklären, wie das mit der Biene in seinem Helm war. Es ist doch immer wieder praktisch, wenn man den gleichen Erfahrungsschatz hat. Da wir den nördlichen Teil von Portugal ausgelassen haben, können wir unsere Tagesetappen mit Anstand hinter uns bringen. Es ist jeden Tag sehr warm, so daß wir immer mal wieder eine kleine Pause machen, so läßt sich das ganze viel besser an. Die Straßenverhältnisse sind hier in Spanien in der Zwischenzeit besser als in Deutschland. Alter löchriger Straßenbelag ist kaum zu finden. Die Straßen werden vor allem nicht mit diesen unsinnigen Bitumenstreifen geflickt, sondern einfach ganz neu geteert. Daneben sieht man dann meist ein schönes EU - Schild. Auch die Beschilderung ist hier recht gut, selbst durch Burgos finden wir ohne Schwierigkeiten. Das Städtchen selbst macht einen sehr gepflegten Eindruck mit viel Grün dazwischen und sehr gepflegt. Im Norden von Spanien ist immer wieder festzustellen, daß alles sehr gepflegt ist, das erinnert schon stark an Deutschland. Um 19:30 steht unser Zelt in Punta de Reina. Das ist auch eine berühmte Station auf dem Pilgerpfad nach Santiago de Campostella. Der Tacho zeigt in der Zwischenzeit den Kilometerstand 39388. Der Campingplatz ist voll von Dauercampern, so daß wir froh sind überhaupt einen Platz zu bekommen. Die Parzelle ist ziemlich klein und der Boden hart aber dafür hat der Campingplatz einen Swimmingool, den wir dann auch nutzen. Ich glaube das ist das erste mal, daß wir in diesem "Urlaub" baden gehen. Als Abendentspannung laufen wir noch in das Städtchen. Das sind so ca. 3 km vom Campingplatz aus. Wir schauen uns die Kirche an und haben eine wunderschöne Aussicht auf das Flußtal. Es ist noch angenehm warm und wir genießen die Ruhe. Wieder zurück am Campingplatz gehen wir noch in der Bar was essen und trinken, zum Nachtisch genehmigen wir uns sogar noch einen Brandy, da läßt sich das Leben doch recht freundlich an. Zurück beim Zelt ist dort die Party voll im Gange, leider ohne uns. Die Dauercamper sind anscheinen Nachtaktiv und grillen verfaulten Fisch, so riecht es zumindest. Na ja, wir sind ja schon gewohnt, daß die Nachtruhe nicht so ruhig ist.